Let’s Play – Aufmerksamkeitsökonomie in Reinform

von Ben

Ein schwerer Titel beherbergt ein schweres Thema. Zumindest, wenn man es von unterschiedlichen Seiten betrachten möchte. Und wieder einmal betrifft es den menschlichen Drang zum Teilen seines Wesens. Web2.0 hat uns ein Fenster zur Schaustellung unserer Persönlichkeit gegeben. Oder vielmehr, was uns ausmacht, was uns interessiert. Über den fast schon unheimlichen Kult um youtuber und Giganten der preisgünstigen SelbstinszenKatja Krasaviceierung wurde in anderen Formaten bereits ausführlich diskutiert, sodass ich an dieser Stelle nicht Fässer öffnen will, deren Inhalt wir bereits zum Frühstück, Mittagessen und Abendbrot hatten. Es sei nur darauf hingewiesen, wie sehr er unseren Alltag beeinflusst. Jumpcuts definieren unsere neue Art der many-to-many Kommunikation, verändern vielleicht sogar kognitive Fähigkeiten von heranwachsenden Konsumenten. Gesprächskultur und Gesprächshygiene wird beschnitten und zu einer Form von Informations-Tiki Taka eingedampft. Die katalanische Version von form follows function. Doch übt man hier vielleicht Kritik an der Art und Weise, wie Nutzer Inhalte genierieren, so bleibt im Abtropfsieb dieser Diskussion zumindest der Erkenntnisrückstand hängen, dass sie es tun. Der Mensch als reflektives Wesen lässt in einer Form des schnellverdaulichen Enterntainment seine Umwelt in die eigene Gedankenwelt einblicken. Auch wenn diese Welt manchmal nur den Umfang eine Juniortüte hat. Convenience-Unterhaltung in Zeiten der Zeitverdichtung sozusagen. Und alles im Zuge der gesteigerten Aufmerksamkeitslenkung. Der Mensch hat bedienbare Werkzeuge, um kurzfristig einen Schritt näher in den Mittelpunkt der Öffentlichkeit zu rücken und denkt damit automatisch konstant über die Dinge nach, die er mit dem Volk teilen will. Ich streame, also bin ich.

Generieren youtuber, wie Sami Slimani, Bibi oder Katja Krasavice dabei Sternstunden ihres begrenzten Universums, in dem sie ein gewisses Portfolio an Inhalten als Fächer vorm spärlich ausgeleuchteten Gesicht tragen, so stürzt sich eine andere Form von Aufmerksamkeitswirtschaftler auf einen Bereich der Unterhaltung, der sonst im Verborgenen geblieben ist: Let’s Player. Man kann nun in die Tiefe gehen, um diesen Begriff zu definieren oder die Tastatur schonen, in dem man einfach sagt: Menschen spielen Videospiele und filmen sich dabei. Was in den Anfängen der alltäglichen Internetnutzung als Sparte von GIGA noch von den Großkopferten  der Industrie belächelt wurde, weil man einem solchen Format keine Überlebenschance zusprach, erfährt in den letzten Jahren einen immer größer werdeForsennden Zuwachs an Streamern, die ihr Scheitern, Schimpfen, ihre Freude und epische Siege in digitalen Welten zur Schau stellen wollen. Dienste, wie Twitch bieten ihnen dabei eine technische Plattform, um diese Übertragungen zu deichseln und darüber hinaus die Möglichkeit, eine Gefolgschaft an Beobachtern aufzubauen. Was diese Leute dazu bewegt, stundenlang einem scheinbar Unbekannten beim Videospielen zu beobachten, soll hier nicht weiter diskutiert werden, jedoch ist es eine Tatsache, dass Let’s Player mittlerweile auch wirtschaftlich von dieser Form der Unterhaltung profitieren, in dem sie Abos und Spendenmöglichkeiten anbieten. Erst Ende 2014 legte der populäre Streamer Forsenlol eher zufällig die Spendenstatistik seines Accounts bei einer Liveübertragung frei und ließ die Welt nun nicht nur wissen, dass er gern Videospiele zockt, sondern dabei bereits nach der Hälfte eines Monats über 18.000 Dollar gespendet bekommt.

Der kleine Mann schreit nun auf. Die gebückte Facility Managerin schüttelt den Kopf und der, sich für einen ehrlichen Arbeiter haltende, Bürger außerhalb der Zielgruppe von Let’s Playern versteht die Welt nicht mehr. Zu deuten ist, dass auch 2015 gemeinsame Interessen und die digitale Nähe zu Fremden eine neue Form der sozialen Gemeinschaft kreiert. Diese ist auf dem Fundament der Unterhaltung aufgebaut, obwohl sie die Einführungskurse von Medienproduktion konsequent geschwänzt hat (vermutlich, um zu streamen).  Ich persönlich habe auch bereits viele Stunden beim Beobachten von Videospielern verbracht und kann selbst die eigene Faszination, anderen Menschen dabei zu folgen, wie sie Dinge tun, ich eigentlich selbst angehen könnte, nicht erklären. Ich habe mit Streamern gechattet, die sich vor einem Publikum von fünf Leuten Nächte um die Ohren geschlagen haben, um eine Show abzuliefern. Und ich werde es wieder tun. Ob dies nun gut oder schlecht ist, sei dahingestellt. Vielmehr sagt diese Form der Schaustellung über den Mensch aus, dass er Unterhaltung sucht, um sich selbst darin wieder zu erkennen.

Aufmerksamkeit lässt sich nun mal in zwei Richtungen lenken: nach außen und nach innen.

Revenge of the Great Camera Shootout

von Dominic

Mittlerweile kommt nahezu alle zwei Monate eine neue Kamera auf den Markt. Die Modelle versprechen hierbei teilweise 4K Möglichkeiten, raw-Videoaufnahme, 14 Blenden Dynamik und alles mögliche, das auch bei professionellen Film- und Kinoproduktionen eingesetzt wird – und das zum Teil für einen Bruchteil des Preises der Highend Kameras. Auf der anderen Seite finden sich aber auch ebenso viele Kamera-Reviews, -Tests und Empfehlungen. Besonders gerne schauen sich die Techniker dabei Testcharts an, mit Hilfe derer sich ganz eindeutig sagen kann, welche Kamera besser auflöst, genauer Farben abbildet, mehr Dynamik bietet und so weiter und so fort. Und auch wenn die “perfekte” Kamera noch nicht gefunden wurde, so kann dank dieser Tests ganz klar gezeigt werden, welche Kamera unter diesen simulierten Extrembedingungen Schwächen zeigt.

Zacuto, eine Marke, die dem Filmemacher vermutlich eher durch hilfreiches Equipment, wie Rigging für Kameras, Viewfinder und dergleichen bekannt ist, hat schon mehrfach intensiv verschiedene Kameras getestet und gegeneinander antreten lassen. Für mich sticht jedoch ein Test aus dem Jahre 2012 immernoch heraus.

Unter dem Namen Revenge of the Great Camera Shootout 2012 wollte Zacuto einige Dinge endgültig klarstellen. Der Test unter der Leitung von Bruce Logan geht dabei besonders auf die subjektive Einschätzung von Kameras ein. Unterschiedlichste Kameramodelle, von der RED Epic, über die Alexa, inklusive Canon 7D und iPhone, sollten dieselbe Szene aufnehmen – alles jedoch unter der Leitung eines geschulten Kameramanns (oder einer Kamerafrau), der oder die jedoch auch noch eigens Licht setzen durfte, um das meiste aus der Kamera herauszuholen. Anschließend wurde sogar noch ein Grading durchgeführt und diese Kameraaufnahmen einem Expertenpublikum blind vorgeführt – mit erstaunlichen Ergebnissen.

Wer knapp zwei Stunden Zeit findet den Shootout mitzuverfolgen kann sich selbst davon überzeugen, welche Kamera ihn am meisten überzeugt. Ich kann nur so viel sagen: In meiner Top 3 befand sich eine Kamera von der ich so gar nicht gerechnet hatte, dass sie mich überzeugen konnte.

>>BREAKING NEWS<< Für Euch gehts los!

Es ist soweit – passiv war gestern, Interaktion ist gefragt. Zwei Monate vor Produktionsbeginn habt Ihr die Möglichkeit, durch individuelle Entscheidungen entscheidenden Einfluss auf den Film zu nehmen. Nun steht die erste Frage bereit – klingt trivial, aber die Tragweite dessen muss auf keinen Fall banalen Ausmaßes sein.

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Jeden zweiten Dienstag dürft Ihr einen weiteren Beitrag zum Film leisten. Im Abstand von zwei Wochen formen wir mit der Community, also mit Euch wichtige Wegpunkte des Abenteuers von Nick Rumble und Steve. Also schaut regelmäßig rein und seid kreativ. Es kann nur gut werden.

Aber lang genug geredet – hier gelangt Ihr in den interaktiven Bereich und könnt endlich geben, statt “nur” zu lesen ;)

Wir freuen uns auf Euren Input!

Euer Reis+ Team

Reis+ präsentiert: Die Kornversation

Und es ward erschaffen: Ein neues Reis+ Format entdeckt am heutigen Freitag die Welt – die Kornversation lebt! Einmal im Monat reden die wir in wechselnder Besetzung über medienrelevante Themen: In der aktuellen Folge geht es um die Rolle des Fernsehens. Schaut rein, bildet Eure Meinung und lasst uns wissen, was Ihr dazu denkt. Aber vor allem: habt Spass!

Die Gewinner des Reis+ Gewinnspiels sind…

Eine Woche ist es her, da haben wir zum munteren Gewinnspiel aufgerufen. Jetzt hat sich das Reis+ Team nach langem Grübeln entschieden, wer den Preis – eine tolle Tüte Nick’s – gewinnt. Marc und Martin haben im Duo einige Meisterwerke der optischen Illusion gebastelt und das bekannte zeitgeschichtliche Dokument “Mittagspause auf einem Wolkenkratzer” mit der Coolnes unserer Breaking News-Shirts und natürlich ihrer Präsenz gewürzt.

Siegerfoto des Reis+ Gewinnspiels von Marc und Martin

Tolle Arbeit, Jungs! Auch die anderen Teilnehmer hatten schöne Ideen – das Reis+ Team hat sich sehr über die Resonanz gefreut.

 

 

Aber auch der lyrische Erguss eines Teilnehmers ohne Breaking News-Shirt hat uns erreicht und die Herzen gewärmt. Tobias steuert die Lyrics zum inoffiziellen “Tüte Nick’s”-Songs bei, der bereits ohne musikalische Untermalung ein Evergreen ist:

 

Strophe:
Was bringt mich nachts um meinen Schlummer
-> ne Tüte Nick’s
und besänftigt meinen Hunger.
–> ne Tüte Nick’s

Was mag ich mit niemand teilen
–> ne Tüte Nick’s
und mich sogar dafür keilen.
–> ne Tüte Nick’s

Refrain:
Ne Tüte Nick’s die würd mir munden
und versüßen viele Stunden.
Mit Nick’s da wärs nie öde,
da erklingt friwohl die Flöde.
Durch Nick’s da hört man’s munkeln,
kann niemand mehr was sehn im Dunkeln.

Nick’s, Nick’s, Nick’s
Whoahoa-HuHu-WhoaWhua
Whoahoa-Tiralala
Nick’s, Nick’s, Nick’s
–> ne Tüte Nick’s

Strophe:
Dafür vergess ich sogar Reis
–> ne Tüte nix
Bezahle blind den stolzen Preis
–> ne Tüte mix

Nach Höherem da möcht ich streben
–> ne Tüte Nick’s
Ohne sie auch nicht mehr leben
–> ne Tüte Nick’s

Drum bitt ich euch in diesem Raum,
bitte erfüllt mir meinen Traum
–> ne Tüte Nick’s

Refrain:
Ne Tüte Nick’s die würd mir munden
und versüßen viele Stunden.
Mit Nick’s da wärs nie öde,
da erklingt friwohl die Flöde.
Durch Nick’s da hört man’s munkeln,
kann niemand mehr was sehn im Dunkeln.

Nick’s, Nick’s, Nick’s
Whoahoa-HuHu-WhoaWhua
Whoahoa-Tiralala
Nick’s, Nick’s, Nick’s
–> ne Tüte Nick’s

Ne Tüte Nick’s die würd mir munden
und versüßen viele Stunden.
Mit Nick’s da wärs nie öde,
da erklingt friwohl die Flöde.
Durch Nick’s da hört man’s munkeln,
kann niemand mehr was sehn im Dunkeln.

Nick’s, Nick’s, Nick’s
Whoahoa-HuHu-WhoaWhua
Whoahoa-Tiralala
Nick’s, Nick’s, Nick’s
–> ne Tüte Nick’s

Nick’s, Nick’s, Nick’s
Whoahoa-HuHu-WhoaWhua
Whoahoa-Tiralala
Nick’s, Nick’s, Nick’s
–> ne Tüte Nick’s

Nur Nick’s!

 Alles in allem hervorragende Ideen einer hervorragenden Community. Die Tüten erreichen Euch in den kommenden Wochen!

Euer Reis+ Team

Reis+ Gewinnspiel!

BN_Shirt_Dave>>Achtung: REIS+ GEWINNSPIEL!<<

Fesch sieht unser Dave in seinem Breaking News-Shirt aus, oder? Wie bitte? Ihr könnt ein abgefahreneres Foto von Euch in Eurem exklusiven Shirt machen? Dann sendet ein Foto in spektakulärer Pose an info@reis-plus.de und gewinnt eine “Tüte Nick’s (+ Schlag an den Hals)” mit exklusiven Goodies von Reis+. Aber auch alle, die kein Breaking News-Shirt ihr Eigen nennen können winkt dieses Geschenk. Schreibt uns Eure originellste Begründung, warum Ihr unbedingt eine Tüte Nick’s und einen Schlag an den Hals abstauben wollt. Einsendeschluss ist der 10.05.15 um 20 Uhr. Die Gewinner werden von uns benachrichtigt.

Wir freuen uns auf Eure Ideen!

Euer Reis+ Team

 

 

Lang genug überlebt, um dem Leben lebewohl zu sagen

von Ben

Ich weiß nicht, wie es Euch damals ging, aber wenn man auf dem Schulhof über “Cyberspace” und “Virtual Reality” gesprochen hat, frohlockten die Nackenhaare gen Himmel, denn es war der Shit. Computerspiele und digitale Welten waren damals mehr eine Herausforderung an die Vorstellungskraft des Einzelnen. Sie lieferten aufgrund ihrer graphischen Einschränkungen nur Abstraktionen unserer Wirklichkeit. Ähnlich wie bei Büchern musste sich der Nutzer in die Struktur hineindenken, konnte jedoch klar zwischen Fiktion und der Welt außerhalb davon differenzieren. Deshalb war die Vorstellung, fast nahtlos in Computerspiele einzutauchen, vollkommen absurd und ein reines Gedankenspiel. So viel Fiktion, dass Filme immer wieder mit der virtuellen Reality als Stilmittel gespielt haben. Mit dem Pausenbrot in der Hand und den Science-Fiktionen auf dem Herzen hat man sich als Kind gefragt, ob man noch alt genug werde, um dies zu erleben.

VR_MinorityDass der Gedanke auch in unserer Neuzeit bis vor kurzem noch abgefahren genug war, um eine Zukunftsvision fern genug von unserer Gegenwart zu platzieren, zeigt z.B. die Implementierung im Film Minority Report. Dort wird dem Zuschauer ein zwielichtiges Etablissement gezeigt, in dem zahlenden Kunden eine, an ihre Wünsche angepasste, virtuelle Realität genießen können. Sex, Mord, Selbstbestätigung. All das wird anscheinend so realistisch geliefert (Holographie), dass geduckte Gestalten genug springen lassen, um ihrem Alltag kurz lebewohl zu sagen. Man sieht dies und wird sofort mit der Kelle der Vernunft geschlagen. Auf dieser eingraviert die Worte: Liegt noch zu weit fern vom jetzt.

Diese Kelle können wir so langsam aber sicher zurück in den Schrank stellen. Virtuelle Welten sind näher, als manche vieoculus riftlleicht denken.

Denn endlich wurden mit Project Morpheus und der Oculus Rift technische Umsetzungen konstruiert, die das halten können, was wir uns schon damals auf dem Schulhof versprochen haben. Zweiteres wurde bereits 2013 entwickelt, wird aber erst 2015 auf den Markt gebracht. Die Versuche, den Spieler überzeugend in ein Spiel einzutauchen, ist nicht neu. Doch bisherige Devices konnten aufgrund ihrer technischen Limitierung die Fiktion nicht komplett verkaufen. Einem Zauberer, dessen Tuch aus dem falschen Daumen guckt, vertrauen eben nur die wenigsten. Die Oculus Rift schafft es, durch ein gesichtfeldfüllendes Display und eine sehr sensitiven Sensorik , die Barriere zwischen Spiel und Mensch einzureißen.

Die Möglichkeiten sind weitreichend und lassen einen videospieltechnischen Paradigmenwechsel fast erahnen. Unsere Art des Computerspielkonsums wird sich in absehbarer Zeit ändern und wir werden Teil eines Sprungs, der nicht mal mit dem Transfer von 2 zu 3D vergleichbar ist. Ich persönlich hatte noch nicht das Glück, selbst einen Zeh in die Zukunft halten zu können. Wenn man mit Testern jedoch spricht, hört man im Subtext immer dasselbe: Virtual Reality ist der Shit. Und steht vor unserer Tür.

Schön dass ich noch lange genug überlebt habe, um meinem jüngeren Ich einen Herzenswunsch erfüllen zu können.

Ihr könnt Euch einige Videos (u.a. auf youtube) anschauen, in denen Menschen mit der Technologie spielen. Ich habe eins rausgesucht, das für mich zwei Dinge verbindet: die Schönheit einer offenen und lebendigen Welt und die Oculus Rift.

Die Kirchenszene!

von Ben

Zunächst muss an dieser Stelle vorgewarnt werden. Der nachfolgende Beitrag enthält milde Spoiler und ein emotionales Overselling. Menschen, die weder mit dem einen noch dem anderen anfangen können, sollten daher die zahlreichen anderen Reis+ Inspirationen lesen.

Ich war neulich im Kino. Allein schon diese Tatsache ist keine Selbstverständlichkeit mehr. Zu teuer, zu viel 3D, erhitzte Körner sind ein Luxusgut und andere Menschen stören nur. Am Ende des Tages war ich froh, dass ich mich diesen First World-Problems hingegeben habe.

kingsman-the-secret-service-posterAuf dem Zettel stand Matthew Vaughns neuester Film Kingsman – The Secret Service. Mit Kickass hatte der englische Regisseur 2010 bereits einen Überraschungshit gelandet und so wollte ich es mir nicht nehmen lassen, in ein Genre abzutauchen, das James Bond ikonisiert und gleichzeitig so unglaublich langweilig gemacht hat. Der Agentenfilm.

Ein bisschen Prügelei im Pub, ein Jugendlicher namens Eggsy, Colin Firth als Lehrmeister, der dem Tod seines ehemaligen Schützling über die Ausbildung des hinterlassenen Sohnes einen Sinn geben will. Samuel L. Jackson lispelt sich in die Rolle des nerdigen Antagonisten, die schwedische Prinzessin mag es anal und Mark Hamill ist so alt und fett geworden, dass ich ihn trotz seiner Rolle in den ersten 20 Minuten des Films nicht erkannt habe.

Klingt relativ durchschnittlich und der Film hält diese Durchschnittlichkeit auch über einige Strecken im Film. Gestern bin ich dennoch ein zweites Mal ins Kino gegangen, um mir Kingsman zu gönnen. Grund dafür war eine Szene, die mich in einen Rausch der Euphorie katapultiert hat, sodass ich fast den Oberschenkel meines Sitznachbars umklammert, wenn nicht gar gebrochen hätte. Später werden die Zuschauer sie nur noch als “Kirchenszene” bezeichnen.

Samuel Lispel Jackson testet einen neuralen Impuls in einer Kirche voller christlicher Hardliner aus, um herauszufinden, ob sie sich dadurch gegenseitig die Köpfe effektiv einschlagen. Auch Colin Firth ist von der Partie und muss feststellen, dass selbst die beste Ausbildung zum Agenten nicht hilft, wenn ein findiger Nerd eine Art Wutsignal nutzen möchte, um die Welt vom Menschen zu reinigen. Was folgt, sind fünf Minuten noch nie gesehenkircheer Schönheit der Brutalität.

Als Lynyrd Skynyrds Free Bird den Gang höher schaltet und man in einer noch nie gesehen Choreographie der Brutalität durch die Kirche gleitet, weiß man, warum man ins Kino gegangen ist. Diese Szene wurde in einer Art inszeniert, die ich bisher noch nie gesehen habe. Eine Symphonie der Zerstörung und absurden Gewalt, die dennoch so unglaublich schön ist, dass eine Mischung aus Gänsehaut, Herzrasen und feuchten Augen meinen Kinobesuch zu einem außergewöhnlichen Erlebnis machte. Nach unzähligen Filmen wurde ich emotional erneut entjungfert und von der Fiktion überrascht.

Ich danke Matthew Vaughn für die Erkenntnis, dass wir immer noch von der Schönheit der cineastischen Inszenierung überrascht werden können. Am Ende kann jeder, der sich diese selbstironische Homage an das Agentenkino gegeben hat behaupten, er war Zeuge der Kirchenszene. Und ist froh darüber.

 

 

 

Kritik für alle – Inspiration mal umgekehrt

von Ben

Filmkonsum  ist ein Ärgernis – zumindest öfter als wir es uns manchmal wünschten. Erwartungen, Erfahrungen, Überheblichkeit oder einfach nur der persönliche Geschmack. Vieles führt dazu, dass wir trotz der Liebe zu Bewegtbildern  nur mit der Nase rümpfen können und unbefriedigt aus einem aufwändigen Prozess der Medienrezeption gehen müssen.

Dabei ist die Kritik am Produkt doch manchmal selbst ein Dorn im Auge. Welchem Filmkritiker ist zu trauen? Welche Community bewertet im Schnitt den kreativen Output des Regisseurs am passendsten? Jeder kennt das Wagnis, sich auf Lippenbekenntnisse von Cineasten zu verlassen und am Ende doch enttäuscht vor der Flimmerkiste oder Leinwand zu sitzen. Doch um dieses Ärgernis kommen die wenigsten, wenn gar kein einziger Filmfan.

Was am Ende hilft, ist der in Wut gemantelte Humor. Witzig ist, wenn man trotz aller Frustmomente lachen kann – und dabei nicht allein ist.

airbender honest trailer_featDieses Gefühl von gemeinsamem Verlachen von Filmen geben Portale, wie die Screen Junkies mit ihren Honest Trailers. Die ehrlichen Filmtrailer stützen sich dabei auf herausstechende Ärgernisse und verpacken diese in eine herrlich ironisch-sarkastische Dramaturgie, deren schonungslose Aufrichtigkeit so manchem Promoter eines einfach nur schlechten Films gut getan hätte. Da wird z.B. im grausamen vierten Teil der Indiana Jones Serie die fast schon obsessive Darstellung von CGI-Nagern zum essentiellen Bestandteil des Films. Als empathiedurstiger Bruder im Geiste freut man sich nach jedem Honest-Trailer, mit seinem Ärger nicht allein auf der Welt zu existieren und kann damit den Schmerz und die Enttäuschung über Humor zumindest dämpfen.

 

Einen anderen Weg gehen die Verantwortlichen von CinemaSins in ihrer Serie Everything wrong with…

In umfangreichen Clips weeverything wrongrden vor allem Logikfehler von prominenten Vertretern schonungslos aufgezeigt. Als Zuschauer wundert man sich dabei enorm, wie viele dabei auch in großen Produktionen zustande kommen. Nicht immer müssen die – teilweise mit der Lupe gefundenen – Sünden auch als solche verstanden werden. Vielmehr helfen diese Clips jedoch dabei herauszufinden, warum man eigentlich einen Film schlecht fand. Innere Unstimmigkeiten fallen nicht immer sofort ins Auge, sondern breiten sich eher als schlechtes Gefühl auf der Zunge aus. Vor allem wird gezeigt, dass auch große Namen der Filmkunst ein Produkt erschaffen, das von Krankheiten nicht verschont geblieben ist. Immer mit der Freiheit des Augenzwinkerns, denn nicht immer kann die Kritik unbedenklich geteilt werden. Macht Euch also darauf gefasst, dass auch Eure Lieblinge verrissen werden.

Was am Ende jedoch bleibt ist das Gefühl, dass niemand (egal wie etabliert) von Fehlern oder Kritik verschont werden kann. Und das gibt gerade unerfahrenen Filmemachern ein gutes Gefühl.

Über Konstanten, GIGAnten und Bohnen

von Ben

Egal in welchem Jahr oder Jahrzehnt man geboren wurde, es existieren für viele Menschen gewisse Konstanten im Leben, die den Alltag lange Zeit begleiten. Der Unterschied zu nostalgiegeschwängerten Erinnerungen an Dinge unserer Jugend, wie in meinem Fall die Ninja Hero Turtles oder Marty McFly, spielen diese Wegbegleiter auch in der Gegenwart immer eine parallele Rolle. Oft ist man sich dessen nicht bewusst und realisiert vor allem deren emotionale Bedeutung erst dann, wenn sie wegfallen oder sich verändern.

In meinem Fall waren das die Jungs der Show GIGA, die ich im zarten Alter von 13 Jahren entdeckte. Ein Format, das 1998 im Kabel auf NBC Europe an den Start ging und seiner Zeit sichtlich voraus war. Als Web2.0 nur ein Gedanke auf den Wunschzetteln eingefleischter Internetnutzer war und Mark Zuckerberg vorrangig Weiberrating im Kopf hatte, präsentierte eine Gruppe von Netzreportern jeden Tag von 15 – 20 Uhr (später mit dem zusätzlichen Format GIGA Games von 22 – 0 Uhr) das, was für die meisten heutzutage zum Alltag gehört. Neues aus den ominösen Wirrungen des Internets – zusammen mit der digitalen Zuschauerbeteiligung galten die Experten dieser Sendung als Pioniere der öffentlich zugänglichen Internetbewegung. Man hatte seine neue Nische und zelebrierte diese. Diesem, ins Rollen gebrachten, Stein wollte ich natürlich hinterher sprinten und so kam es, dass mich meine erste Verbindung zum Internet auf die Landingpage von GIGA schwemmte.

Im Laufe der Zeit wurde am Konzept dieser Livesendung immer wieder gedoktert, was sowohl zu empfangs-, sowie programmtechnischen Änderungen führte, letzten Endes aber Schritt für Schritt den scheinbaren Tod meines täglichen Wegbegleiters einleitete. Die Aufbruchsstimmung in den Köpfen der Beteiligten setzte der Wegfall ihrer Sendeplattform jedoch keinen Riegel vor und so trieben Netzreporter, wie Simon Krätschmer und später auch Etienne Gardé an neue Ufer des Fernsehens. Sie repräsentierten meine Lieblingssparte von GIGA, die Videospiele, mit neuen gestalterischen Freiheiten wöchentlich auf MTV – Game One war geboren. Heimlich und leise entwickelte sich die halbstündige Videogameshow parallel zu meinen ersten Jahren als Student zu einem Sicherheitsnetz derer, die mich Jahre zuvor fast täglich in der Phase meiner Pubertät mit Wissen über moderne Medien versorgten. Man freute sich einfach, immer wieder Lebenszeichen dieser Menschen beobachten zu können. Acht Jahre sendeten sie die Rauchzeichen dieser merkwürdigen Verbundenheit, doch auch diese Phase fand mit dem Abschluss des Jahres 2014 ihr Ende.

Mittlerweile befinde ich mich selbst auf der Zielgeraden meiner studentischen Karriere. Die Homepage von Game One glotzt einen wie das trübe Auge eines vergessenen Riesen aus vergangenen Tagen an. Die Welt hat sich weitergedreht. Doch mit ihr auch die verschworene Fernsehgemeinschaft meiner Jugendtage.
Mit Rocket Beans, der Produktionsfirma all derer, die zum großen Teil für Game One verantwortlich waren, wird der nächste Schritt dieser Entwicklung eingeleitet. Sie streamen nun mit Rocket Beans TV 24/7 die Auswüchse ihrer Kreativität auf die Bildschirme unserer Rechner. Sowohl vorproduzierte Shows, als auch Live-Slots, präsentieren der Community die Inhalte, die sie in dieser aufbereiteten Form vergeblich suchen. Let’s plays, Diskussionsrunden, Livetalk, Filmreviews, Fernsehempfehlungen, Live-Battles mit der Community und mehr bieten die Bohnen rund um die Uhr online an. Das Ganze in kompletter Eigenregie und am Rande der Finanzierbarkeit. Die Presse drückt dem Format die Fahne der Innovation in die Hand, jedoch komm ich nicht drum herum, einen Hauch GIGA über meinen Monitor wehen zu sehen, wenn ich mich live einklinke.

Der Grund, weshalb dieser wortreiche Ausflug in die Entwicklung meiner Wegbegleiter in unserer Reis+ Kategorie Was uns inspiriert auftaucht, trieb vielleicht beim Lesen langsam an die Oberfläche der Erkenntnis. Nicht nur der emotionale Wert dieser Konstante meines Lebens ist dabei von Bedeutung. Schon als 13-Jähriger habe ich die Netzreporter von GIGA um ihren Job beneidet. Sie gingen einer besonderen und – zu diesem Zeitpunkt für viele noch nicht zugänglichen – Leidenschaft nach, verdienten sich dabei keine goldene Nase, aber das war auch zweitrangig. Aufgewachsen mit der naiven Vorstellung, nur im Leben etwas zu erreichen, wenn sich das Bankkonto kumulativ füllt, hat einen Jahre später die Einsicht eingeholt, dass es doch vielmehr darum geht, seine Interessen ins Berufsleben einfließen zu lassen. Auch wenn das bedeutet, finanzielle Abstriche machen zu müssen. Seit 15 Jahren leben mir das die Jungs von Rocket Beans vor, doch erst seit kurzem kann ich es einordnen und stelle fest, das diese Philosophie auch für mich Sinn macht.

Und das ist Inspiration in Reinform.