Kommentare deaktiviert für Der Arzt dem die Frauen vertrauen
von Martin
‘Ja da steht so ein geleckter Typ in der Mitte und schreit. Das feiern etliche oberkörperfreie andere Typen mit Glatze und die rennen dann im Kreis. Dann wird’s komisch, aber ich fand’s cool.’ So würde ich Euch das Video dieser Inspiration beschreiben wenn es mal schnell gehen muss. Heute ‘Witch Doctor‘ brougth to you by De Staat – einer niederländischen Rockband. Ganze drei Minuten ist dieser Clip kurz aber abgesehen davon, dass mich auch die Musik irgendwie abgeholt hat, hat mich eines eigentlich noch viel mehr fasziniert: Das einfache aber doch geniale Musikvideo. Die Idee scheint jemandem gerade noch kurz vor der Produktion eingefallen zu sein, so simpel ist sie. In der Umsetzung jedoch fesselt einen die durch CGI und Motion Capture zum Leben erweckte Masse aus halbnackten Männern doch schon sehr. Mich sogar in dem Maße, dass ich mir das Video gleich drei Mal hintereinander angesehen habe. Der Moment in dem abgehoben wird. #spoiler
Dass ich mit meiner Meinung nicht alleine stehe beweisen mehrere Awards wie der Playgrounds Festival 2015 ‘Best Local’ Award, der französische ‘Prix de Public’ und der ‘Grand Prix for Best Dutch Animation’ 2016. Dieser Tage sind die Jungs als Support von Muse unterwegs und hauen weiter auf den Putz. Bedeutet für Euch: Auf geht’s!
Und was wäre eine vernünftige Reis+ Inspiration ohne ein Making of? Na eben! Also da habt Ihr:
Kommentare deaktiviert für Das innere Kind auf der stummen Treppe
von Ben
(Warnung: Die nachfolgenden Zeilen liefern keine Pointe, Argumente oder sonstigen Erkenntnisse. Es handelt sich lediglich um ein paar Gedanken.)
Sag mir wo der Spieltrieb ist, wo ist er geblieben? Diese Frage stellt sich mir schon seit längerem. Das einst so euphorische innere Kind in mir sitzt auf der stillen Treppe und erinnert sich nur noch vage an die Zeiten, in denen sich hinter jedem digitalen Stein eine wunderbare Welt zum darin verlieren verbarg. In der Sturm und Drang-Phase meiner Erkundung von spielerischer Fiktion war es fast unvorstellbar, dass diese Reise irgendwann mal ermüdet. Ich hab es nie verstanden, dass bei vielen Menschen ein inneres Ablaufdatum für den fast schon naiven Spieltrieb existiert. Gut, zugegeben war meine Vorstellung von meinem zukünftigen, älteren Ich immer etwas nebulös und unausgereift. Als wir mit 14 Jahren die Hosen nicht tiefer hängen konnten und mit dem Schritt zwischen den Knien die Leiter unserer Entwicklung erklommen, war uns klar: wenn ich später ins Büro gehe, dann doch sicherlich mit einem ähnlichen Outfit. Die Adoleszenz verdirbt mir nicht den Geschmack der Revolution gegen die Anpassung. Mit weitem Hoodie und noch weiteren Jeans verdiene ich mir mein täglich Brot. Diese angenommene Unsterblichkeit der Jugend und damit verbundenen Konservierung dessen, was neu und aufregend ist, hat sich jedoch nicht nur bei der Frage nach der Kleidungswahl gezeigt. Auch das Videospielen musste sich dieser Auffassung unterwerfen. Was heute mit Leidenschaft und Freude verbunden ist, kann übermorgen doch nicht schal werden. In implizierten Einmachgläsern der kindlichen Freude bewahren wir uns die Steckenpferde der Jugend. Was wir ablehnen, spießig und uninteressant finden, das wird auch noch in ferner Zeit die Abscheu auf das Gesicht zaubern.
Nun sind die Jahre vergangen. Die Hosen hängen nicht mehr komplett auf Halbmast. Man ertappt sich dabei, wie man im Baumarkt in der Gartenabteilung fast schon mit rasender Leidenschaft feststellt: Oha, die Kräuter hier sind doch sehr erschwinglich. Mit einem Gewürzgarten könnte ich viel Freude haben. Die Rapvideos auf VHS weichen den archivierten Kochsendungen auf youtube und auf die Frage, ob man heute mal wieder etwas zocken will, wird nur ein müdes “Lass mal was anderes machen” erwiedert. Schon längst verdunkelt das Rollo nicht mehr den Raum, die Sonne wirft ein neues Licht auf die Dinge. Doch woran liegt es, dass jugendliche Konserven doch irgendwann nicht mehr genießbar sind? Vielleicht hat man einfach schon zu viel gesehen. Vielleicht ist man müde. Vielleicht haben wir ein Luxusproblem mit einer Flut an Optionen.
Als ich vor vielen Jahren zum ersten Mal meine XBox360 startete, war ich begeistert. Statt direkt ins Spiel zu starten, wie es bei den Vorgängern in meinem Kabinett der digitalen Unterhaltung der Fall gewesen ist, befand man sich auf einem Dashboard. Einer Schaltzentrale der Konsole. Das Gerät konnte online gehen und ich zog mir massenhaft Demos, obwohl sie mich teilweise nicht interessierten. Davor konnte nur ein abonniertes Spielemagazin diese Exploration liefern, jetzt war ich Chef meines eigenen Konsums. Ein glorreiche Zeit des Zockens startete mit diesem Tag und fast wöchentlich entdeckte man neue, aufregende Welten, die das Rollo und damit das Aussperren der analogen Einöde vor dem Fenster notwendig machte. Wir spielten nicht, wir zehrten die Welt und deren Fiktion aus. Immer neue, kleinere Revolutionen der Videospielgeschichte schrieben unsere Anekdoten des Zockens und noch heute können wir diese gemeinsamen Erinnerungen fast nostalgisch mit Anderen teilen. Natürlich wurden die ersten Seiten dieser Erzählungen bereits vor der 360 verfasst. Wir erinnern in einer kollektiven Freude an Kämpfe, Niederlagen und kindliche Freude. Wir teilen die Faszination eines Duells gegen Psycho Mantis, die Erweiterung des Horizonts von Grand Theft Auto in die dritte Dimension und Unbehagen in Rapture. Doch diese Geschichten sind Erinnerungen, kein Zustand der Gegenwart. Die einstige Euphorie ist damit nur noch in den hinteren Ecken unserer Vergangenheit zu finden. Videospiele sind alltäglich geworden.
Und damit kennt man die Variable. Die Formel und Mechanismen der Entführung in eine Geschichte haben sich fest eingebrannt und überraschen nicht, wenn man die nächste Seite aufschlägt. Alles ist irgendwie schon mal gewesen und fesselt nicht mehr an den Bildschirm, wie noch in vergangenen Tagen. Und so stellt sich die Frage nach der Schuld. Altert der Spieltrieb oder liefern uns Games nur noch aufgewärmte Brühe? Das lässt sich hier nicht so schnell beantworten. Fest steht nur, dass ich eine Sättigung festgestellt habe, die doch etwas bestürzt.
Denn am Ende ist die Vorstellung meines jüngeren Ichs davon, was mal sein könnte, trotz der grenzenlosen Naivität doch irgendwie romantisch…
Postapokalyptische Filme scheinen viele Leute zu begeistern. Ein Glück für uns, dass die heutige Inspiration dieses Genre trifft. Der Kurfilm der Inspiration ist ein Film von Jonas Drotner Mouritsen. Der, aus Dänemark stammende, ehemalige VFX-Artist ist seit einigen Jahren in seiner gegründeten Firma Chromascope tätig und mir zum ersten Mal im Jahre 2009 aufgefallen, als ich Connected zum ersten Mal sah.
Das schöne an diesem Film ist, dass er komplett ohne Dialog auskommt und es dennoch schafft stimmungsvolle Situationen zu kreieren. Aber besser nicht zu viel verraten: Hier ist der Film – Viel Spaß!
Kommentare deaktiviert für Wenns mal awesome werden muss…
von Ben
In der heutigen Inspiration möchte ich Euch die Jungs von CorridorDigital empfehlen und dazu nicht viele Worte verlieren, da es hierbei eher um das bewegte Bild statt dem geschriebenen Wort gehen soll. In einem anderen Beitrag haben wir den Dunstkreis der Videoschmiede bereits angeschnitten, als wir die Arbeit an der Onlineserie Videogame Highschool vorstellten und auch bei dem digitalen Korridor hat Freddie Wong seine Finger im Spiel. Doch hauptsächlich ziehen Sam Gorski und Niko Pueringer hierbei die Fäden. Stark an Games, Filmen und Katzen angelehnt produzieren sie Videos, die vor allem durch Effekte und Looks jedem postproduktionsaffinen Zuschauer den Mund wässrig machen sollten. Das Inspirierende dabei ist jedoch, dass ihre Werke so wirken, als ob jeder, der genug Zeit und Ambition hat, ähnliches vollbringen könnte. Was hinter den Kulissen passiert, wird bei CD immer sehr transparent kommuniziert und liefert jedem die Möglichkeit, den schweren Mantel des Zweifels abzulegen – oftmals wirken spektakuläre Produktion für den Nachwuchs VFXler unerreichbar.
Doch Sam und Niko stellen relativ anschaulich dar, das kreatives Improvisieren, gepaart mit gewissen Postproskills ein wunderbares Feuerwerk entstehen lassen kann. Mit viel Witz, Popreferenzen und Charm entstehen somit Filme mit dem gewissen Etwas. Doch nicht lange schnacken, Video in den Nacken:
Kommentare deaktiviert für Der Würfel ist noch längst nicht gefallen…
von Ben
In der heutigen Inspiration wollen wir die Schiene der Selbstlosigkeit bereisen und unsere, sowie Eure Aufmerksamkeit auf musikalische Wegbegleiter unserer Entwicklung richten.
Recording im Rahmen von Campus Records
In meiner Zeit an der HTWK Leipzig hatte ich persönlich die Freude und das Vergnügen, lange Zeit den Hauptverantwortlichen des Studentischen Hochschullabels Campus Recordszu mimen. In kompletter Eigenverantwortung konnten dabei Studenten ihre Tabula Rasa des audiotechnischen Wissens selbst beschreiben, indem Bands gescoutet, angefragt, produziert und veröffentlicht wurden. Doch die notwendige Expertise ergießt sich nicht über Nacht, nur weil man die Hand des Mitarbeiters in den Kelch des Wissens taucht. Das Motto hieß: Workshops. In schweißtreibender Gemeinschaftsarbeit musste am geduldigen Werkstück Mikrofonierung, Routing und das generelle Know-How im Recording-Prozess an den Mann gebracht werden.
Doch nicht nur bei Campus Records, auch im Rahmen von Lehrveranstaltungen wurde ich in die weite Welt geschickt, um mal einen “strapazierfähigen Drummer” oder Sänger zu finden, der sich für die wissbegierigen Freunde des Tons hingibt. Rettendes Ufer des Klanges waren dabei immer die Jungs einer Band, die sich im Einzugsgebiet der Hochschule formiert haben: C.U.B.E. Fast alle Mitglieder kannte ich aus meiner Zeit an der Hochschule. Sei es nun als Mitglieder bei Campus Records, wissenschaftliche Mitarbeiter oder gar als Dozent – uns verband die Freude an der Musik, sowie Audiotechnik. Dabei entging mir ihr Werdegang keineswegs und aus kuscheligen und überschaubaren Gigs mit temporär zittriger Stimme, sind nun hervorragende Performances auch außerhalb des schattigen Umfelds der Hochschule geworden.
Ein guter Grund, die Inspiration für deren aktuelles Projekt zu nutzen. Denn nun wollen die Musiker ihr erstes Studioalbum mit der Magie des Crowdfundings realisieren. Dass solch ein Recordingprozess nicht von der Zahnfee finanziert wird, ist nicht nur den findigen Audiomenschen eines Projekts wie Campus Records klar und somit sollten Freunde von gepflegter Rockmusik aus Leipzig feuchte Ohren bekommen haben, wenn es darum geht, ehrliche Projekte zu unterstützen. Noch vier Tage habt Ihr Zeit, auf www.startnext.com/cube-rocks die sympathischen Wegbegleiter meines audiotechnischen Wirkens zu unterstützen und damit ein Stückchen dazu beizutragen, dass es Leute schaffen können, die es verdient haben.
Reis+ plant auch in Zukunft noch tolle Projekte von C.U.B.E. zu realisieren und ist gespannt, wie die Reise weitergeht. Hier könnt Ihr Euch das Pitchvideo gönnen, bei dem wir Körner den Jungs geholfen haben:
Kommentare deaktiviert für Das Dilemma der Expansion
von Ben
Mit dem Release von Fallout 4wurde mir eine Sache bewußt: mit jedem Gramm an Antriebslosigkeit im Alltag kommt ein Zentner explorative Motivation innerhalb der digitalen Welt der Computerspiele. Und damit ein ebenso schwergewichtiges Problem: Expansion.
In der ART-Theorie wird besagt, dass sich unsere Galaxie bis zu einem gewissen Umfang erweitert, um an Ende wieder zurückzudriften. Die Welt der Videospiele macht dabei eine ähnliche Genese durch. Waren es anfänglich zwei Striche und ein Punkt, so zaubert die Rechenkraft aktueller Konsolen manifighaltige Landschaften und Ideen auf die nicht mehr ganz so matte Scheibe. Jedes Objekt kann manipuliert werden, jeder Bewohner angesprochen oder Haus erkundet werden. Um die Exploration mit Inhalt zu bestücken, erhält der Spieler dazu reichhaltige Aufgaben, die es zu erledigen gilt. Das Dilemma dabei: in Abhängigkeit von der Natur des Spielers nimmt diese Bewältigung mittlerweile überhand. Ist man ein Spieler wie ich, so will man alles mitnehmen. Zeigt der Missionspfeil nach links, schaut man nach rechts, in der Gefahr, auch nur ein Scheibchen dieser Welt zu verpassen. Auch wenn die Kisten nur Schrott enthalten – ich muss sie öffnen. Das Prinzip der Entwickler baut dabei auf simpelster Lernpsychologie: zufällig werden seltene Objekte platziert, die die Suche nach Stunden dann doch belohnen. Der Effekt ist die Sucht, die sich auch bei Glücksspieler wiederfinden lässt: die Wahrscheinlichkeit, dass jeder Handgriff, jeder Blick hinter die Fassaden des Offensichtlichen am Ende doch belohnt werden könnten, lässt uns die Steine mit äußerster Ausdauer umdrehen.
Und so kommt es, dass ich vor einem Dilemma stehe. Fallout 4 liefert in seiner postapokalyptischen Welt so viele Trümmer, dass meine Sucht nach der Suche nicht versiegt. Das Blöde bei sogenannten RPGs (RoleplayGames) ist, dass sie für ihr Preis tatsächlich abliefern. Da bleibt der Müll der Wirklichkeit wie der Turm zu Babel liegen, um seine Hütte im Videospiel weiter aufzubauen und sauber zu halten.
Wenn sich diese präzise Ausdauer auf die Realität übertragen ließe, wäre ich sehr dankbar. In der Zwischenzeit, wende ich digitale Steine.
Die Zeit ist ein wankelmütiges Wesen. Mal quält sie uns mit unerträglicher Gemütlichkeit, manchmal muss man schon ganz genau aufpassen, um sie nicht zu verpassen
Zweites ist nun im Hause Reis+ geschehen. Vor über einem Jahr, offiziell am 25.09.2014, fanden sich vier fuchsgescheite Jungs zusammen, um Spass zu haben. Neben vielen kleineren Projekten, wie der Kornversation oder der Inspiration, wurde sich auch in die Arbeit an der interaktiven Filmproduktion Breaking News gestürzt.
Nun ist ein Jahr vergangen und der Workload ist nicht weniger geworden. In allen Aufgaben vertieft, verpasst man dann schon mal den eigenen Geburtstag. Wie das Ganze aussieht, wenn man mit den Gedanken in den eigenen Projekten feststeckt, seht Ihr in unserem Geburtstagsvideo.
Wir sagen mit etwas Verspätung dennoch: Herzlichen Glückwunsch, Reis+! Wir freuen uns auf die Zukunft!
die Zeichenverknappung, die das Internet offensichtlich fest im Griff hat #trendy ist jetzt endlich auch auf der Tastatur angekommen, denn für das heutige Inspirationsvideo müssen wir tatsächlich nur zwei Finger krumm machen. Interaktivität ist cool, das wissen wir bei Reis+ ja schon lange, deshalb hat es mir dieses Projekt besonders angetan.
Die Band AB Syndrom lässt uns in ihrem aktuellen Musikvideo Hologramm nach Belieben zwischen den beiden Protagonisten hin- und herschalten. Dabei können wir beobachten wie die beiden sich raufen, schubsen, zerren, schlagen – beide zusammen, jeder für sich. Ein bisschen wirr, das stimmt und deshalb gibt’s das Making-Of heute mal vor der Hauptspeise:
Hm. So viel Interaktion hab ich da jetzt nicht gesehen, aber Hey! immerhin bin ich jetzt schon voll gehyped auf das was kommt. Also Leute nach dem Adleraugen-Suchprinzip schnell die A und B Taste auf der Tastatur ausfindig machen und die Finger in Position bringen. Dann: Feuer frei!
Ps: Nächste Woche gibt’s schon unsere 50. Inspiration liebe Freunde! Wahnsinn! Unsere schicke Galerie wächst und wächst immer weiter. Ob wir da was besonderes vorhaben? Ich weiß ja nicht… ;-)
Kommentare deaktiviert für Und Gott sah alles, was er gemacht hatte und siehe, er musste vinen…
von Ben
Dramatisch geht es in die aktuelle Inspiration – schwere Kost an einem grauen Oktobermittwoch. Vielleicht aber auch nur, weil man kein notwendiges Besteck hat, um dieses Häppchen an sozialkultureller Entwicklung in mundgerechte Stücke zu schneiden. Dabei ist es doch gerade die exquisite Küche, die mit kleinsten Portionen die voluminöse Kulinarik auf unsere Rezeptoren schmeichelt…
Ein Freund von mir zerschnitt Spaghetti in der Grundschule immer in effiziente Teigzentimeter. Was mich als Kind wunderte, da der Nudelteller vor allem deshalb Spass macht, weil man seine Gegenüber fast peitschenartig das Essen ins Gesicht schleudern konnte. Heute arbeitet er an seinem Doktor der Physik und hatte vielleicht damals schon den Dreh raus, in dem er das Drehen gekonnt umging. Vielleicht benötigt der Mensch nur kleine Ausschnitte, kleine Häppchen des Alltags, um sich darin orientieren zu können. Keine Reizvöllerei, sondern abgepackte Essenzen von dem, was uns umgibt.
Schaut man sich die Entwicklung von sozialen Plattformen der Selbstinszenierung an, so könnte sich dieser Verdacht bestätigen. Die Bearbeitungsgeschwindigkeiten unserer Prozessoren schrauben die BPM des OST unseres Lebens gewaltig in die Höhe. Die Momente unserer Entwicklung springen von piano zu Splittercore. Ich weiß nicht, ob dieser Remix mit der kommunikativen Kastration von twitter Einzug fand, jedoch zeigt sich im technisch gestützten Umgang zwischen Menschen die Notwendigkeit zur Beschränkung. Kritiker könnten meinen, die Beschränkung besteht hauptsächlich durch mentale Barrieren meinerseits, jedoch kommt keiner drumherum, die Eindampfung unseres kommunikativen Arsenals zu erkennen. Hashtags nehmen gesamte Sinneinheiten und Aussagen ab, Zeichengrenzen pressen jeden Gedanken in ein fast schon dadaistisches Gewand. Schrecken Teenager bei Kurt Schwitter zusammen, twittern sie ihren Unmut gegenüber der Lautmalerei in 140 Tastenanschläge voll zorniger Kaskaden aus Affenklammern und Rauten. WTF denkt sich der Außenstehende – geht ja GN.
Durch die Anforderung der multiplen Reizverarbeitung ist diese Einschränkung jedoch nur Coping, um Schritt zu halten. Wer die Signale nicht dekodieren kann, der steht nun mal auf dem Schlauch. Das war schon immer so – nur tröpfeln die Daten nicht aus dem engen Flaschenhals, sondern werden Kübelweise ausgeschüttet. Deal with it. Da kommt es nicht von ungefähr, dass komplette emotionale Befindlichkeiten empathisch globalzugänglich zu machen, indem man ein einziges Bild verwendet. Damit reicht ein Malaiischer Bär mit hängenden Mundminkeln aus, um Symptome einer depressiven Phase mit der ganzen Welt zu teilen. Und so steigt jeder auf die Zeichensprache ein. Kommunikatives Meme-ikri sozusagen.
Für mich findet die Portionierung mit vine.co ihren Höhepunkt. Hier finden die Nutzer nicht nur auf Basis des geschriebenen Wortes Möglichkeiten zur Raffung ihrer Gedanken, sondern können auch selbstgedrehtes Videomaterial in 6 Sekunden Clips packen und als Loop in die Welt husten. Oft dient eine Stopmotion-anmutende Nutzung dieser Bühne, um noch weitaus mehr symbolhafte Bilder in ihre Videos zu packen. In jedem Bereich (Kunst, Essen, OMG) funken damit 40 Millionen Nutzer täglich einen Code in die Welt, in der Hoffnung, am anderen Ende sitzen Menschen, die zur Dechiffrierung in der Lage sind. Hier ein Zusammenschnitt der als beste Vines diesen Monats eingeschätzte Beiträge. Man beachte: diese Videos stehen sonst isoliert als Loops zur Verfügung:
Vine ist ein perfektes Beispiel dafür, wie sich unsere Kommunikation im Zuge des technologischen Wandels geändert hat. Es reicht nicht mehr, nur simple Gedanken und Output zu generieren, sondern diese Dinge in eine Zeichensprache zu packen, die mit den Anforderungen der Zeitverdichtung unseres Alltags Schritt halten kann. Unabhängig jedoch vom Aha- und Ohoeffekt des schillernden Gewandes verbirgt sich dahinter jedoch all das triviale, was bereits vor 20 Jahren die Menschen beschäftigt. Das kann die Frage nach dem Sinn unserer Existenz, aber auch nach der perfekten Zubereitung eines Frühstückseis sein. Auch wenn der Titel dieses Beitrags anderes vermuten lässt: gut oder schlecht spielt hierbei nur eine untergeordnete Rolle, da jeder selbst einschätzen darf, wie viel er sich aus diesem Code holen muss, um glücklich zu sein.
Denn wie man an dieser Inspiration sehen kann: auch in viel Text passt wenig Aussage.
Das aber auch Kunst und kreative Herausforderung in wenige Sekunden gepackt werden können, beweisen die 5seconds Films (u.a. von Brian Firenzi, der durch seine Rolle als The Law in der Webserie Videogame Highschool dem ein oder anderen ein Begriff sein könnte).
mit Stolz dürfen wir Euch heute den ersten offiziellen Trailer zu unserem Episodenfilm ‘Breaking News‘ präsentieren!
Am 27. November 2015 dürft Ihr dann Nick Rumbles spannende Suche nach seinem entführten Co-Moderatoren Steve dem Affen verfolgen. Jede folgende Woche erscheint dann eine neue Episode, deren Fortgang Ihr mitbestimmen könnt!