Lang genug überlebt, um dem Leben lebewohl zu sagen/Teil 2

von Ben

Auch diese Woche freuen wir uns über die Altersflecken auf unserem runzligen Haupt, denn würden wir sie mit dem Filzstift verbinden, es ergäbe sich die verbildlichte Erkenntnis, dass man eine Stirn weit in der Zukunft angekommen ist.

Nachdem ich bereits in meiner letzten Inspiration sprichtwörtlich einen Blick hinter den Vorhang einer Vorstellung namens “Utopia” geworfen habe, möchte ich die Konkurrenz der VR-Module, wie der angesprochenen Oculus Rift, in den Ring der Vorfreude werfen.

DxcoverWas mittlerweile auch immer konkretere Züge angenommen hat, ist die Augmented Reality. Allerspätestens seit der Videospielreihe Deus Ex wissen wir, dass Augmentierungen Erweiterungen unserer Sinne sind, die maschinell den Mensch einen Schritt weiter über seine naturgegebenen Grenzen der Physis bringen sollen. Eine klassische Halb-Mensch, Halb-Maschine Symbiose wird geschaffen, die ein gern adaptiertes Thema in sämtlicher Science Fiction darstellt. Doch vor allem bei der visuellen Sinneswahrnehmung ist diese konstruierte Wirklichkeit nicht mehr fern von Fiktion.

Der Unterschied zur virtuellen Realität ist, dass man hierbei nicht komplett in einen künstlichen Raum eintaucht. Vielmehr werden die harten Fakten unserer empirischen Welt um computergestützte Informationen erweitert. Man addiert quasi ein Interface in die Gleichung unserer Wahrnehmung und interagiert mit diesem Mischwesen in Echtzeit. Aktuell wird dies vor allem über Smartphones gelöst. Aktiviert man die integrierte Kamera, so projiziert die Software ein Interface auf die getrackte Oberfläche der erfassten Bilder. Die Möglichkeiten der erweiterten Wahrnehmung unserer Welt scheinen damit um einiges vielfältiger, als wir es bisher kannten.

https://youtu.be/2HRW-yDgzA8

 

Dass dies kein Hirngespinst oder Auswuchs im Keller eines überengagierten Wahnsinnigen ist, zeigt sich in den harten Zahlen. Erst kürzlich kaufte Apple klammheimlich das Unternehmen Metaio (sehr angesehen auf dem Gebiet der AR) aus München auf.  Der Trend zur Augmentierung unseres Selbst scheint also auch bei den Großkopferten der Branche angekommen zu sein. Microsoft zieht mit der HoloLens gleich, indem der Sprung in die simulierte Wärme einer fiktiven Realität durch eine Brille, statt eines Telefons, erleichtert wird.

 

Auch Google mischt munter mit und investierte angeblich über 500 Millionen Dollar in das Start-Up-Unternehmen Magic Leap, das vor kurzem in einem Trailer ebenso in die Kerbe der Zukunft schlug und demonstrierte, wie sich die ordinäre Arbeit im Büro über Augmented Reality verändern wird.

Zugegeben – viele dieser Trailer, die uns in die Nähe der Fiktion bringen soll, scheinen oft mehr cineastisch inszeniert, als direkt aus einem überzeugenden Test gegriffen. Der Trend zeigt jedoch, dass wir nicht weit von dem entfernt scheinen, was die Träume unserer Kindheit gefüllt hat. Ob nun VR oder Augmented Reality – der Mensch wird bald die nächste Stufe seiner Wahrnehmung erreichen.

Reis+ präsentiert: Die Kornversation

Und es ward erschaffen: Ein neues Reis+ Format entdeckt am heutigen Freitag die Welt – die Kornversation lebt! Einmal im Monat reden die wir in wechselnder Besetzung über medienrelevante Themen: In der aktuellen Folge geht es um die Rolle des Fernsehens. Schaut rein, bildet Eure Meinung und lasst uns wissen, was Ihr dazu denkt. Aber vor allem: habt Spass!

Movies in Color

von Dominic

In einem Punkt sind wir uns vermutlich alle einig: Ein Film punktet am meisten mit einer ausgereiften Handlung und einer tollen Dramaturgie. Jedoch gibt es einige Punkte, die ein guter Film einfach haben muss und einige Dinge, die einzuhalten sind, damit er überhaupt erst als “guter Film” eingestuft werden kann.

Für mich ist einer der wichtigsten Basis-Punkte eines Films sein Look. Look ist dabei schon ein schwieriges Wort, da dies mittlerweile sofort mit dem Color Grading in Verbindung gebracht wird. Kein Wunder, da halbwegs professionelle Farbkorrekturen dank DaVinci Resolve Lite (kostenlos), Filmconvert (200 Dollar) und Magic Bullet Looks (400 Dollar) auch für den Amateur verfügbar sind. Heutzutage nennt sich quasi jeder Cutter auch sofort Colorist.

Doch die Realität ist, dass ein toller Look nur das Zusammenspiel verschiedenster Parameter sein wird. Hier sei auf das Kameramodell, aber auch die Optik, das Licht am Set und ganz besonders das Setdesign verwiesen. Der Colorist wird zwar im kleinen Rahmen den Look verwandeln können, ein wahrlich großes Werk wird es allerdings erst, wenn alle Bereich ineinandergreifen.

Die Grafik-Designerin und Künstlerin Roxy Radulescu hat bezüglich dieses Themas eine sehr schöne Seite erschaffen.

Movies in Color entstand, als Roxy von der Bildsprache und der Cinematography des Filmes Skyfall viel mehr beeindruckt war, als von der eigentlich Handlung. So begann Sie Ihren Blog zum Thema Farbgestaltung in Filmen. Was auf Ihrer Seite zu bewundern ist, ist die genaue Zerlegung jeder Farbnuance in Filmen. tumblr_milt428zEO1s6aghro1_r1_1280

Für mich stellt Movies in Color eine Plattform dar, auf der man für einige Minuten schmökern und verweilen kann. Eine Anlaufstelle zur eigenen Inspiration und zur Bewunderung der vielen Arbeit, die in das Zusammenspiel von allen Bereichen der Filmproduktion geflossen ist. Besonders im Rahmen der Breaking News Produktion ist sie eine wichtige Quelle meiner Inspiration, sodass ich sie euch nicht vorenthalten möchte.

Die Gewinner des Reis+ Gewinnspiels sind…

Eine Woche ist es her, da haben wir zum munteren Gewinnspiel aufgerufen. Jetzt hat sich das Reis+ Team nach langem Grübeln entschieden, wer den Preis – eine tolle Tüte Nick’s – gewinnt. Marc und Martin haben im Duo einige Meisterwerke der optischen Illusion gebastelt und das bekannte zeitgeschichtliche Dokument “Mittagspause auf einem Wolkenkratzer” mit der Coolnes unserer Breaking News-Shirts und natürlich ihrer Präsenz gewürzt.

Siegerfoto des Reis+ Gewinnspiels von Marc und Martin

Tolle Arbeit, Jungs! Auch die anderen Teilnehmer hatten schöne Ideen – das Reis+ Team hat sich sehr über die Resonanz gefreut.

 

 

Aber auch der lyrische Erguss eines Teilnehmers ohne Breaking News-Shirt hat uns erreicht und die Herzen gewärmt. Tobias steuert die Lyrics zum inoffiziellen “Tüte Nick’s”-Songs bei, der bereits ohne musikalische Untermalung ein Evergreen ist:

 

Strophe:
Was bringt mich nachts um meinen Schlummer
-> ne Tüte Nick’s
und besänftigt meinen Hunger.
–> ne Tüte Nick’s

Was mag ich mit niemand teilen
–> ne Tüte Nick’s
und mich sogar dafür keilen.
–> ne Tüte Nick’s

Refrain:
Ne Tüte Nick’s die würd mir munden
und versüßen viele Stunden.
Mit Nick’s da wärs nie öde,
da erklingt friwohl die Flöde.
Durch Nick’s da hört man’s munkeln,
kann niemand mehr was sehn im Dunkeln.

Nick’s, Nick’s, Nick’s
Whoahoa-HuHu-WhoaWhua
Whoahoa-Tiralala
Nick’s, Nick’s, Nick’s
–> ne Tüte Nick’s

Strophe:
Dafür vergess ich sogar Reis
–> ne Tüte nix
Bezahle blind den stolzen Preis
–> ne Tüte mix

Nach Höherem da möcht ich streben
–> ne Tüte Nick’s
Ohne sie auch nicht mehr leben
–> ne Tüte Nick’s

Drum bitt ich euch in diesem Raum,
bitte erfüllt mir meinen Traum
–> ne Tüte Nick’s

Refrain:
Ne Tüte Nick’s die würd mir munden
und versüßen viele Stunden.
Mit Nick’s da wärs nie öde,
da erklingt friwohl die Flöde.
Durch Nick’s da hört man’s munkeln,
kann niemand mehr was sehn im Dunkeln.

Nick’s, Nick’s, Nick’s
Whoahoa-HuHu-WhoaWhua
Whoahoa-Tiralala
Nick’s, Nick’s, Nick’s
–> ne Tüte Nick’s

Ne Tüte Nick’s die würd mir munden
und versüßen viele Stunden.
Mit Nick’s da wärs nie öde,
da erklingt friwohl die Flöde.
Durch Nick’s da hört man’s munkeln,
kann niemand mehr was sehn im Dunkeln.

Nick’s, Nick’s, Nick’s
Whoahoa-HuHu-WhoaWhua
Whoahoa-Tiralala
Nick’s, Nick’s, Nick’s
–> ne Tüte Nick’s

Nick’s, Nick’s, Nick’s
Whoahoa-HuHu-WhoaWhua
Whoahoa-Tiralala
Nick’s, Nick’s, Nick’s
–> ne Tüte Nick’s

Nur Nick’s!

 Alles in allem hervorragende Ideen einer hervorragenden Community. Die Tüten erreichen Euch in den kommenden Wochen!

Euer Reis+ Team

Reis+ Gewinnspiel!

BN_Shirt_Dave>>Achtung: REIS+ GEWINNSPIEL!<<

Fesch sieht unser Dave in seinem Breaking News-Shirt aus, oder? Wie bitte? Ihr könnt ein abgefahreneres Foto von Euch in Eurem exklusiven Shirt machen? Dann sendet ein Foto in spektakulärer Pose an info@reis-plus.de und gewinnt eine “Tüte Nick’s (+ Schlag an den Hals)” mit exklusiven Goodies von Reis+. Aber auch alle, die kein Breaking News-Shirt ihr Eigen nennen können winkt dieses Geschenk. Schreibt uns Eure originellste Begründung, warum Ihr unbedingt eine Tüte Nick’s und einen Schlag an den Hals abstauben wollt. Einsendeschluss ist der 10.05.15 um 20 Uhr. Die Gewinner werden von uns benachrichtigt.

Wir freuen uns auf Eure Ideen!

Euer Reis+ Team

 

 

Lang genug überlebt, um dem Leben lebewohl zu sagen

von Ben

Ich weiß nicht, wie es Euch damals ging, aber wenn man auf dem Schulhof über “Cyberspace” und “Virtual Reality” gesprochen hat, frohlockten die Nackenhaare gen Himmel, denn es war der Shit. Computerspiele und digitale Welten waren damals mehr eine Herausforderung an die Vorstellungskraft des Einzelnen. Sie lieferten aufgrund ihrer graphischen Einschränkungen nur Abstraktionen unserer Wirklichkeit. Ähnlich wie bei Büchern musste sich der Nutzer in die Struktur hineindenken, konnte jedoch klar zwischen Fiktion und der Welt außerhalb davon differenzieren. Deshalb war die Vorstellung, fast nahtlos in Computerspiele einzutauchen, vollkommen absurd und ein reines Gedankenspiel. So viel Fiktion, dass Filme immer wieder mit der virtuellen Reality als Stilmittel gespielt haben. Mit dem Pausenbrot in der Hand und den Science-Fiktionen auf dem Herzen hat man sich als Kind gefragt, ob man noch alt genug werde, um dies zu erleben.

VR_MinorityDass der Gedanke auch in unserer Neuzeit bis vor kurzem noch abgefahren genug war, um eine Zukunftsvision fern genug von unserer Gegenwart zu platzieren, zeigt z.B. die Implementierung im Film Minority Report. Dort wird dem Zuschauer ein zwielichtiges Etablissement gezeigt, in dem zahlenden Kunden eine, an ihre Wünsche angepasste, virtuelle Realität genießen können. Sex, Mord, Selbstbestätigung. All das wird anscheinend so realistisch geliefert (Holographie), dass geduckte Gestalten genug springen lassen, um ihrem Alltag kurz lebewohl zu sagen. Man sieht dies und wird sofort mit der Kelle der Vernunft geschlagen. Auf dieser eingraviert die Worte: Liegt noch zu weit fern vom jetzt.

Diese Kelle können wir so langsam aber sicher zurück in den Schrank stellen. Virtuelle Welten sind näher, als manche vieoculus riftlleicht denken.

Denn endlich wurden mit Project Morpheus und der Oculus Rift technische Umsetzungen konstruiert, die das halten können, was wir uns schon damals auf dem Schulhof versprochen haben. Zweiteres wurde bereits 2013 entwickelt, wird aber erst 2015 auf den Markt gebracht. Die Versuche, den Spieler überzeugend in ein Spiel einzutauchen, ist nicht neu. Doch bisherige Devices konnten aufgrund ihrer technischen Limitierung die Fiktion nicht komplett verkaufen. Einem Zauberer, dessen Tuch aus dem falschen Daumen guckt, vertrauen eben nur die wenigsten. Die Oculus Rift schafft es, durch ein gesichtfeldfüllendes Display und eine sehr sensitiven Sensorik , die Barriere zwischen Spiel und Mensch einzureißen.

Die Möglichkeiten sind weitreichend und lassen einen videospieltechnischen Paradigmenwechsel fast erahnen. Unsere Art des Computerspielkonsums wird sich in absehbarer Zeit ändern und wir werden Teil eines Sprungs, der nicht mal mit dem Transfer von 2 zu 3D vergleichbar ist. Ich persönlich hatte noch nicht das Glück, selbst einen Zeh in die Zukunft halten zu können. Wenn man mit Testern jedoch spricht, hört man im Subtext immer dasselbe: Virtual Reality ist der Shit. Und steht vor unserer Tür.

Schön dass ich noch lange genug überlebt habe, um meinem jüngeren Ich einen Herzenswunsch erfüllen zu können.

Ihr könnt Euch einige Videos (u.a. auf youtube) anschauen, in denen Menschen mit der Technologie spielen. Ich habe eins rausgesucht, das für mich zwei Dinge verbindet: die Schönheit einer offenen und lebendigen Welt und die Oculus Rift.

Vektorskop-Porno

von Dominic

Das Neo Magazin (mittlerweile Neo Magazin Royale) gehört aktuell meiner Meinung nach zu einer der sehenswertesten Shows im deutschen Fernsehen. Wahrscheinlich hängt dies größtenteils damit zusammen, dass die Macher rund um die Kölner Produktionsfirma Bild- und Tonfabrik sehr viel Freude an dem haben, was sie tun. Dies merkt man in den Sendungen, aber auch in dem heutigen Star der wöchentlichen Inspiration.

Vor knapp einem Monat veröffentlichte die Bild- und Tonfabrik (btf) auf ihrem Vimeo-Kanal folgendes Video:

Dies Video wird für viele sicher sehr unverständlich sein – dafür entschuldige ich mich. Ich hoffe jedoch, dass sich alle technikaffinen unter den Lesern über diese Nerd-Porno erfreuen können.

In diesem Sinne wünscht euch das Team von Reis+ noch eine angenehme Woche. Möge der Rest eurer Arbeit von genauso viel Spaß und Engagement begleitet sein, wie dies beim Neo Magazin und in der Bild- und Tonfabrik der Fall ist.

Die Kirchenszene!

von Ben

Zunächst muss an dieser Stelle vorgewarnt werden. Der nachfolgende Beitrag enthält milde Spoiler und ein emotionales Overselling. Menschen, die weder mit dem einen noch dem anderen anfangen können, sollten daher die zahlreichen anderen Reis+ Inspirationen lesen.

Ich war neulich im Kino. Allein schon diese Tatsache ist keine Selbstverständlichkeit mehr. Zu teuer, zu viel 3D, erhitzte Körner sind ein Luxusgut und andere Menschen stören nur. Am Ende des Tages war ich froh, dass ich mich diesen First World-Problems hingegeben habe.

kingsman-the-secret-service-posterAuf dem Zettel stand Matthew Vaughns neuester Film Kingsman – The Secret Service. Mit Kickass hatte der englische Regisseur 2010 bereits einen Überraschungshit gelandet und so wollte ich es mir nicht nehmen lassen, in ein Genre abzutauchen, das James Bond ikonisiert und gleichzeitig so unglaublich langweilig gemacht hat. Der Agentenfilm.

Ein bisschen Prügelei im Pub, ein Jugendlicher namens Eggsy, Colin Firth als Lehrmeister, der dem Tod seines ehemaligen Schützling über die Ausbildung des hinterlassenen Sohnes einen Sinn geben will. Samuel L. Jackson lispelt sich in die Rolle des nerdigen Antagonisten, die schwedische Prinzessin mag es anal und Mark Hamill ist so alt und fett geworden, dass ich ihn trotz seiner Rolle in den ersten 20 Minuten des Films nicht erkannt habe.

Klingt relativ durchschnittlich und der Film hält diese Durchschnittlichkeit auch über einige Strecken im Film. Gestern bin ich dennoch ein zweites Mal ins Kino gegangen, um mir Kingsman zu gönnen. Grund dafür war eine Szene, die mich in einen Rausch der Euphorie katapultiert hat, sodass ich fast den Oberschenkel meines Sitznachbars umklammert, wenn nicht gar gebrochen hätte. Später werden die Zuschauer sie nur noch als “Kirchenszene” bezeichnen.

Samuel Lispel Jackson testet einen neuralen Impuls in einer Kirche voller christlicher Hardliner aus, um herauszufinden, ob sie sich dadurch gegenseitig die Köpfe effektiv einschlagen. Auch Colin Firth ist von der Partie und muss feststellen, dass selbst die beste Ausbildung zum Agenten nicht hilft, wenn ein findiger Nerd eine Art Wutsignal nutzen möchte, um die Welt vom Menschen zu reinigen. Was folgt, sind fünf Minuten noch nie gesehenkircheer Schönheit der Brutalität.

Als Lynyrd Skynyrds Free Bird den Gang höher schaltet und man in einer noch nie gesehen Choreographie der Brutalität durch die Kirche gleitet, weiß man, warum man ins Kino gegangen ist. Diese Szene wurde in einer Art inszeniert, die ich bisher noch nie gesehen habe. Eine Symphonie der Zerstörung und absurden Gewalt, die dennoch so unglaublich schön ist, dass eine Mischung aus Gänsehaut, Herzrasen und feuchten Augen meinen Kinobesuch zu einem außergewöhnlichen Erlebnis machte. Nach unzähligen Filmen wurde ich emotional erneut entjungfert und von der Fiktion überrascht.

Ich danke Matthew Vaughn für die Erkenntnis, dass wir immer noch von der Schönheit der cineastischen Inszenierung überrascht werden können. Am Ende kann jeder, der sich diese selbstironische Homage an das Agentenkino gegeben hat behaupten, er war Zeuge der Kirchenszene. Und ist froh darüber.

 

 

 

Kritik für alle – Inspiration mal umgekehrt

von Ben

Filmkonsum  ist ein Ärgernis – zumindest öfter als wir es uns manchmal wünschten. Erwartungen, Erfahrungen, Überheblichkeit oder einfach nur der persönliche Geschmack. Vieles führt dazu, dass wir trotz der Liebe zu Bewegtbildern  nur mit der Nase rümpfen können und unbefriedigt aus einem aufwändigen Prozess der Medienrezeption gehen müssen.

Dabei ist die Kritik am Produkt doch manchmal selbst ein Dorn im Auge. Welchem Filmkritiker ist zu trauen? Welche Community bewertet im Schnitt den kreativen Output des Regisseurs am passendsten? Jeder kennt das Wagnis, sich auf Lippenbekenntnisse von Cineasten zu verlassen und am Ende doch enttäuscht vor der Flimmerkiste oder Leinwand zu sitzen. Doch um dieses Ärgernis kommen die wenigsten, wenn gar kein einziger Filmfan.

Was am Ende hilft, ist der in Wut gemantelte Humor. Witzig ist, wenn man trotz aller Frustmomente lachen kann – und dabei nicht allein ist.

airbender honest trailer_featDieses Gefühl von gemeinsamem Verlachen von Filmen geben Portale, wie die Screen Junkies mit ihren Honest Trailers. Die ehrlichen Filmtrailer stützen sich dabei auf herausstechende Ärgernisse und verpacken diese in eine herrlich ironisch-sarkastische Dramaturgie, deren schonungslose Aufrichtigkeit so manchem Promoter eines einfach nur schlechten Films gut getan hätte. Da wird z.B. im grausamen vierten Teil der Indiana Jones Serie die fast schon obsessive Darstellung von CGI-Nagern zum essentiellen Bestandteil des Films. Als empathiedurstiger Bruder im Geiste freut man sich nach jedem Honest-Trailer, mit seinem Ärger nicht allein auf der Welt zu existieren und kann damit den Schmerz und die Enttäuschung über Humor zumindest dämpfen.

 

Einen anderen Weg gehen die Verantwortlichen von CinemaSins in ihrer Serie Everything wrong with…

In umfangreichen Clips weeverything wrongrden vor allem Logikfehler von prominenten Vertretern schonungslos aufgezeigt. Als Zuschauer wundert man sich dabei enorm, wie viele dabei auch in großen Produktionen zustande kommen. Nicht immer müssen die – teilweise mit der Lupe gefundenen – Sünden auch als solche verstanden werden. Vielmehr helfen diese Clips jedoch dabei herauszufinden, warum man eigentlich einen Film schlecht fand. Innere Unstimmigkeiten fallen nicht immer sofort ins Auge, sondern breiten sich eher als schlechtes Gefühl auf der Zunge aus. Vor allem wird gezeigt, dass auch große Namen der Filmkunst ein Produkt erschaffen, das von Krankheiten nicht verschont geblieben ist. Immer mit der Freiheit des Augenzwinkerns, denn nicht immer kann die Kritik unbedenklich geteilt werden. Macht Euch also darauf gefasst, dass auch Eure Lieblinge verrissen werden.

Was am Ende jedoch bleibt ist das Gefühl, dass niemand (egal wie etabliert) von Fehlern oder Kritik verschont werden kann. Und das gibt gerade unerfahrenen Filmemachern ein gutes Gefühl.

Für die Kunst

von Dominic

Der Star der heutigen Inspiration ist der Film Similo.

Behind the Scenes zum Film Similo

Behind the Scenes zum Film Similo

Similo startete als eine einfache Idee der ambitionierten Filmemacher Miguel de Olaso und Bruno Zacarías (mehr Infos). Das Ziel war es eine realistische Liebesgeschichte angesiedelt im Science Fiction Genre zu erzählen.

Die Vorproduktion startete dabei schon im Jahre 2005. Aufgrund der Komplexität des Projektes dauerte es jedoch seine Zeit, bis die Geschichte fertig konzipiert wurde und der erste Teaser dann endlich im Jahre 2006 veröffentlicht wurde. Damals erzeugte dieser Teaser jedoch eine Menge Aufmerksamkeit, die Internet-Foren waren voll von Similo-Verlinkungen, die Fans schienen wie verliebt in die starken Bilder und die emotionale Erzählweise des Filmes, sodass nach den Dreharbeiten, die sich zwischen 2007 und 2009 erstreckten noch eine erfolgreiche Kickstarter Kampagne (welche knapp 15.000 US Dollar einbrachte) folgte.

SIMILO+(74)

Similo Produktion auf Lanzarote

Die Dreharbeiten an sich konnten dabei nicht schwieriger sein. Aufgrund der starken Vision der Autoren und der damit verbundenen Anforderung an die Location musste das Team mehrfach reisen. Ein Großteil der Produktion fand auf Lanzarote statt, viele Teile wurden in Spanien gedreht.

Spannend ist hierbei auch, dass aufgrund mehrere Pausen im Drehplan vielfach das Aufnahme-Medium gewechselt wurde. Viele Szene wurden auf 35mm Film gedreht, ganze Teilepisoden dazu auf RED, kleine Stücke via Phantom Kamera und sogar miniDV Footage floss mit in den Film ein.

Würde man diese Drehbedingungen als hart beschreiben, so lässt sich die Postproduktion als glatter Alptraum beschreiben. Obwohl rund 130 Supporter den Film via Kickstarter unterstützen, blieben doch massive Teiler der VFX und der Postproduktion an den Autoren hängen.

„There is a common expression in Spain “si quieres peces, mójate el culo” which could translate as: “if you want fish, you better take your ass into the river and get wet”. So we ended up doing a huge amount of the VFX at home, as well as the editing, conforming and finishing.“, beschreibt Bruno Zacarías die Postproduktion.

So ist es verständlich, dass erst knapp zehn Jahre nach dem Beginn des Projektes endlich eine finale Version veröffentlicht wurde. Doch diese hat es in sich.

Manchmal muss man für private Projekte hinter denen kein großer Geldgeber steckt, einfach Geduld haben. Immerhin steht eine riesige Motivation dahinter und, wie auch hier im Fall Similo, ist es ein Kunst-Projekt, auf das es sich zu warten gelohnt hat.