Und es ward erschaffen: Ein neues Reis+ Format entdeckt am heutigen Freitag die Welt – die Kornversation lebt! Einmal im Monat reden die wir in wechselnder Besetzung über medienrelevante Themen: In der aktuellen Folge geht es um die Rolle des Fernsehens. Schaut rein, bildet Eure Meinung und lasst uns wissen, was Ihr dazu denkt. Aber vor allem: habt Spass!
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Movies in Color
von Dominic
In einem Punkt sind wir uns vermutlich alle einig: Ein Film punktet am meisten mit einer ausgereiften Handlung und einer tollen Dramaturgie. Jedoch gibt es einige Punkte, die ein guter Film einfach haben muss und einige Dinge, die einzuhalten sind, damit er überhaupt erst als “guter Film” eingestuft werden kann.
Für mich ist einer der wichtigsten Basis-Punkte eines Films sein Look. Look ist dabei schon ein schwieriges Wort, da dies mittlerweile sofort mit dem Color Grading in Verbindung gebracht wird. Kein Wunder, da halbwegs professionelle Farbkorrekturen dank DaVinci Resolve Lite (kostenlos), Filmconvert (200 Dollar) und Magic Bullet Looks (400 Dollar) auch für den Amateur verfügbar sind. Heutzutage nennt sich quasi jeder Cutter auch sofort Colorist.
Doch die Realität ist, dass ein toller Look nur das Zusammenspiel verschiedenster Parameter sein wird. Hier sei auf das Kameramodell, aber auch die Optik, das Licht am Set und ganz besonders das Setdesign verwiesen. Der Colorist wird zwar im kleinen Rahmen den Look verwandeln können, ein wahrlich großes Werk wird es allerdings erst, wenn alle Bereich ineinandergreifen.
Die Grafik-Designerin und Künstlerin Roxy Radulescu hat bezüglich dieses Themas eine sehr schöne Seite erschaffen.
Movies in Color entstand, als Roxy von der Bildsprache und der Cinematography des Filmes Skyfall viel mehr beeindruckt war, als von der eigentlich Handlung. So begann Sie Ihren Blog zum Thema Farbgestaltung in Filmen. Was auf Ihrer Seite zu bewundern ist, ist die genaue Zerlegung jeder Farbnuance in Filmen.
Für mich stellt Movies in Color eine Plattform dar, auf der man für einige Minuten schmökern und verweilen kann. Eine Anlaufstelle zur eigenen Inspiration und zur Bewunderung der vielen Arbeit, die in das Zusammenspiel von allen Bereichen der Filmproduktion geflossen ist. Besonders im Rahmen der Breaking News Produktion ist sie eine wichtige Quelle meiner Inspiration, sodass ich sie euch nicht vorenthalten möchte.
Die Gewinner des Reis+ Gewinnspiels sind…
Eine Woche ist es her, da haben wir zum munteren Gewinnspiel aufgerufen. Jetzt hat sich das Reis+ Team nach langem Grübeln entschieden, wer den Preis – eine tolle Tüte Nick’s – gewinnt. Marc und Martin haben im Duo einige Meisterwerke der optischen Illusion gebastelt und das bekannte zeitgeschichtliche Dokument “Mittagspause auf einem Wolkenkratzer” mit der Coolnes unserer Breaking News-Shirts und natürlich ihrer Präsenz gewürzt.
Tolle Arbeit, Jungs! Auch die anderen Teilnehmer hatten schöne Ideen – das Reis+ Team hat sich sehr über die Resonanz gefreut.
Aber auch der lyrische Erguss eines Teilnehmers ohne Breaking News-Shirt hat uns erreicht und die Herzen gewärmt. Tobias steuert die Lyrics zum inoffiziellen “Tüte Nick’s”-Songs bei, der bereits ohne musikalische Untermalung ein Evergreen ist:
Strophe:
Was bringt mich nachts um meinen Schlummer
-> ne Tüte Nick’s
und besänftigt meinen Hunger.
–> ne Tüte Nick’s
Was mag ich mit niemand teilen
–> ne Tüte Nick’s
und mich sogar dafür keilen.
–> ne Tüte Nick’s
Refrain:
Ne Tüte Nick’s die würd mir munden
und versüßen viele Stunden.
Mit Nick’s da wärs nie öde,
da erklingt friwohl die Flöde.
Durch Nick’s da hört man’s munkeln,
kann niemand mehr was sehn im Dunkeln.
Nick’s, Nick’s, Nick’s
Whoahoa-HuHu-WhoaWhua
Whoahoa-Tiralala
Nick’s, Nick’s, Nick’s
–> ne Tüte Nick’s
Strophe:
Dafür vergess ich sogar Reis
–> ne Tüte nix
Bezahle blind den stolzen Preis
–> ne Tüte mix
Nach Höherem da möcht ich streben
–> ne Tüte Nick’s
Ohne sie auch nicht mehr leben
–> ne Tüte Nick’s
Drum bitt ich euch in diesem Raum,
bitte erfüllt mir meinen Traum
–> ne Tüte Nick’s
Refrain:
Ne Tüte Nick’s die würd mir munden
und versüßen viele Stunden.
Mit Nick’s da wärs nie öde,
da erklingt friwohl die Flöde.
Durch Nick’s da hört man’s munkeln,
kann niemand mehr was sehn im Dunkeln.
Nick’s, Nick’s, Nick’s
Whoahoa-HuHu-WhoaWhua
Whoahoa-Tiralala
Nick’s, Nick’s, Nick’s
–> ne Tüte Nick’s
Ne Tüte Nick’s die würd mir munden
und versüßen viele Stunden.
Mit Nick’s da wärs nie öde,
da erklingt friwohl die Flöde.
Durch Nick’s da hört man’s munkeln,
kann niemand mehr was sehn im Dunkeln.
Nick’s, Nick’s, Nick’s
Whoahoa-HuHu-WhoaWhua
Whoahoa-Tiralala
Nick’s, Nick’s, Nick’s
–> ne Tüte Nick’s
Nick’s, Nick’s, Nick’s
Whoahoa-HuHu-WhoaWhua
Whoahoa-Tiralala
Nick’s, Nick’s, Nick’s
–> ne Tüte Nick’s
Nur Nick’s!
Alles in allem hervorragende Ideen einer hervorragenden Community. Die Tüten erreichen Euch in den kommenden Wochen!
Euer Reis+ Team
Lang genug überlebt, um dem Leben lebewohl zu sagen
von Ben
Ich weiß nicht, wie es Euch damals ging, aber wenn man auf dem Schulhof über “Cyberspace” und “Virtual Reality” gesprochen hat, frohlockten die Nackenhaare gen Himmel, denn es war der Shit. Computerspiele und digitale Welten waren damals mehr eine Herausforderung an die Vorstellungskraft des Einzelnen. Sie lieferten aufgrund ihrer graphischen Einschränkungen nur Abstraktionen unserer Wirklichkeit. Ähnlich wie bei Büchern musste sich der Nutzer in die Struktur hineindenken, konnte jedoch klar zwischen Fiktion und der Welt außerhalb davon differenzieren. Deshalb war die Vorstellung, fast nahtlos in Computerspiele einzutauchen, vollkommen absurd und ein reines Gedankenspiel. So viel Fiktion, dass Filme immer wieder mit der virtuellen Reality als Stilmittel gespielt haben. Mit dem Pausenbrot in der Hand und den Science-Fiktionen auf dem Herzen hat man sich als Kind gefragt, ob man noch alt genug werde, um dies zu erleben.
Dass der Gedanke auch in unserer Neuzeit bis vor kurzem noch abgefahren genug war, um eine Zukunftsvision fern genug von unserer Gegenwart zu platzieren, zeigt z.B. die Implementierung im Film Minority Report. Dort wird dem Zuschauer ein zwielichtiges Etablissement gezeigt, in dem zahlenden Kunden eine, an ihre Wünsche angepasste, virtuelle Realität genießen können. Sex, Mord, Selbstbestätigung. All das wird anscheinend so realistisch geliefert (Holographie), dass geduckte Gestalten genug springen lassen, um ihrem Alltag kurz lebewohl zu sagen. Man sieht dies und wird sofort mit der Kelle der Vernunft geschlagen. Auf dieser eingraviert die Worte: Liegt noch zu weit fern vom jetzt.
Diese Kelle können wir so langsam aber sicher zurück in den Schrank stellen. Virtuelle Welten sind näher, als manche vielleicht denken.
Denn endlich wurden mit Project Morpheus und der Oculus Rift technische Umsetzungen konstruiert, die das halten können, was wir uns schon damals auf dem Schulhof versprochen haben. Zweiteres wurde bereits 2013 entwickelt, wird aber erst 2015 auf den Markt gebracht. Die Versuche, den Spieler überzeugend in ein Spiel einzutauchen, ist nicht neu. Doch bisherige Devices konnten aufgrund ihrer technischen Limitierung die Fiktion nicht komplett verkaufen. Einem Zauberer, dessen Tuch aus dem falschen Daumen guckt, vertrauen eben nur die wenigsten. Die Oculus Rift schafft es, durch ein gesichtfeldfüllendes Display und eine sehr sensitiven Sensorik , die Barriere zwischen Spiel und Mensch einzureißen.
Die Möglichkeiten sind weitreichend und lassen einen videospieltechnischen Paradigmenwechsel fast erahnen. Unsere Art des Computerspielkonsums wird sich in absehbarer Zeit ändern und wir werden Teil eines Sprungs, der nicht mal mit dem Transfer von 2 zu 3D vergleichbar ist. Ich persönlich hatte noch nicht das Glück, selbst einen Zeh in die Zukunft halten zu können. Wenn man mit Testern jedoch spricht, hört man im Subtext immer dasselbe: Virtual Reality ist der Shit. Und steht vor unserer Tür.
Schön dass ich noch lange genug überlebt habe, um meinem jüngeren Ich einen Herzenswunsch erfüllen zu können.
Ihr könnt Euch einige Videos (u.a. auf youtube) anschauen, in denen Menschen mit der Technologie spielen. Ich habe eins rausgesucht, das für mich zwei Dinge verbindet: die Schönheit einer offenen und lebendigen Welt und die Oculus Rift.
Die Kirchenszene!
von Ben
Zunächst muss an dieser Stelle vorgewarnt werden. Der nachfolgende Beitrag enthält milde Spoiler und ein emotionales Overselling. Menschen, die weder mit dem einen noch dem anderen anfangen können, sollten daher die zahlreichen anderen Reis+ Inspirationen lesen.
Ich war neulich im Kino. Allein schon diese Tatsache ist keine Selbstverständlichkeit mehr. Zu teuer, zu viel 3D, erhitzte Körner sind ein Luxusgut und andere Menschen stören nur. Am Ende des Tages war ich froh, dass ich mich diesen First World-Problems hingegeben habe.
Auf dem Zettel stand Matthew Vaughns neuester Film Kingsman – The Secret Service. Mit Kickass hatte der englische Regisseur 2010 bereits einen Überraschungshit gelandet und so wollte ich es mir nicht nehmen lassen, in ein Genre abzutauchen, das James Bond ikonisiert und gleichzeitig so unglaublich langweilig gemacht hat. Der Agentenfilm.
Ein bisschen Prügelei im Pub, ein Jugendlicher namens Eggsy, Colin Firth als Lehrmeister, der dem Tod seines ehemaligen Schützling über die Ausbildung des hinterlassenen Sohnes einen Sinn geben will. Samuel L. Jackson lispelt sich in die Rolle des nerdigen Antagonisten, die schwedische Prinzessin mag es anal und Mark Hamill ist so alt und fett geworden, dass ich ihn trotz seiner Rolle in den ersten 20 Minuten des Films nicht erkannt habe.
Klingt relativ durchschnittlich und der Film hält diese Durchschnittlichkeit auch über einige Strecken im Film. Gestern bin ich dennoch ein zweites Mal ins Kino gegangen, um mir Kingsman zu gönnen. Grund dafür war eine Szene, die mich in einen Rausch der Euphorie katapultiert hat, sodass ich fast den Oberschenkel meines Sitznachbars umklammert, wenn nicht gar gebrochen hätte. Später werden die Zuschauer sie nur noch als “Kirchenszene” bezeichnen.
Samuel Lispel Jackson testet einen neuralen Impuls in einer Kirche voller christlicher Hardliner aus, um herauszufinden, ob sie sich dadurch gegenseitig die Köpfe effektiv einschlagen. Auch Colin Firth ist von der Partie und muss feststellen, dass selbst die beste Ausbildung zum Agenten nicht hilft, wenn ein findiger Nerd eine Art Wutsignal nutzen möchte, um die Welt vom Menschen zu reinigen. Was folgt, sind fünf Minuten noch nie gesehener Schönheit der Brutalität.
Als Lynyrd Skynyrds Free Bird den Gang höher schaltet und man in einer noch nie gesehen Choreographie der Brutalität durch die Kirche gleitet, weiß man, warum man ins Kino gegangen ist. Diese Szene wurde in einer Art inszeniert, die ich bisher noch nie gesehen habe. Eine Symphonie der Zerstörung und absurden Gewalt, die dennoch so unglaublich schön ist, dass eine Mischung aus Gänsehaut, Herzrasen und feuchten Augen meinen Kinobesuch zu einem außergewöhnlichen Erlebnis machte. Nach unzähligen Filmen wurde ich emotional erneut entjungfert und von der Fiktion überrascht.
Ich danke Matthew Vaughn für die Erkenntnis, dass wir immer noch von der Schönheit der cineastischen Inszenierung überrascht werden können. Am Ende kann jeder, der sich diese selbstironische Homage an das Agentenkino gegeben hat behaupten, er war Zeuge der Kirchenszene. Und ist froh darüber.
Color Grading for Broken Skull Challenge
von Dominic
Wer mich kennt, weiß, dass das Thema Farbkorrektur (gerne auch Color Grading genannt) eine große Rolle für mich spielt und das nicht nur, weil ich mich beruflich in diesem Feld austoben darf. Oft genug wird abgewunken, wenn es darum geht, dem finalen Werk durch Farbkorrektur noch ein Stück mehr Wirkung und Glanz zu geben – das Bild sieht doch gut aus. Dabei hätte man mit ein bisschen Zuwendung und Arbeit noch so viel mehr zum Look und zur Aussage des Stückes beitragen können.
Für viele Medienschaffende der Branche gibt es quasi nur zwei Arten der Farbkorrektur, die sinnvoll erscheinen: Erstens die Bearbeitung von logarithmisch aufgezeichnetem Material. Dieses sieht von Anfang an sehr grau und farblos aus, da es nicht für die Anzeige auf unseren klassischen Endgeräten Computer-Monitor und Fernsehbildschirm gemacht ist. Dieses Material erfordert immer ein Color Grading – das sehen viele Kameramänner, Cutter und auch Redakteure noch ein (auch wenn es mittlerweile massig Videos gibt, die darauf verzichten und sich super cool finden, weil sie “log” gedreht haben). Die andere Art, die noch “verstanden” und gerne gesehen wird: Ausbessern von Fehlern. Falls mal am Set “Mist gebaut” wurde und das Bild zu hell, zu dunkel, zu verrauscht, zu unscharf ist, so kann dies noch in der Post gerettet werden – yippie! Super Color Grading!
Falls jedoch annehmbar am Set gedreht wurde, keiner so wirklich meckern will, so wird das Grading sehr oft einfach weggelassen. Man möchte das Kamerabild nicht mehr anfassen, der Grund dafür sei mal außer Frage gestellt (Faktor Geld, Faktor Zeit, Faktor Fähigkeiten, etc. pp.).
Ein sehr schönes Beispiel, was im Color Grading alles noch gemacht und wie der komplette Look noch verändert werden kann, kam mir letzte Woche unter die Finger. Josh Petok, Editor und Colorist aus Los Angeles, der mir viel mehr über die grandiose Podcastreihe Coloristos bekannt war, postete über seine kürzliche Arbeit an Steve Austin’s Broken Skull Challenge.
Die Serie ist dabei sogar reichlich unspannend, wie ich finde. In dieser amerikanischen “reality competition show”, welche seit dem Sommer 2014 läuft und nun in der zweiten Staffel ist, geht es um eine Gruppe von Athleten, die in Kämpfen und anderen körperlichen Wettbewerben feststellen wollen, wer der stärkste, beste, talentierteste ist – alles von und mit Steve Austin.
Für mich viel spannender ist die Produktion. Wie man einigen Quellen entnehmen kann, geht es dem Produktionsstab sehr um authentische Bilder. Nahezu nichts wird geskriptet, produziert wird daher auch mit flexibleren Kameramodellen (PDW F800, Sony Fs700 und GoPro Hero 3+ Black) und mit so wenig künstlichen Lichtquellen wie nötig.
Josh Petok zeigt uns heute in diesem kurzen Clip , wie er die schwierige Lichtsituationen am Set im Grading umgewandelt hat, um die Vorstellung des Regisseurs, der sich einen Look, wie im Film 300 wünschte, umzusetzen.
Josh Petok beschreibt seine Arbeit dabei weiterhin wie folgt:
“This has been one of the most challenging (sorry for the pun) projects I’ve worked on. This reel is from season 2, which consisted of 10 one hour episodes. The director and producers had very specific ideas, which we worked through in the previous season and during the pilot. The one reference piece that they had in mind was the film 300. These general ideas helped shape the show overall.
I built up several power grades to quickly remove color from sand, plants, and sky. Removing these colors helped enhance and focus on the action. A healthy bit of sharpening and mid detail helped sell the grittiness.
As you can see, this was a “reality” show in all senses of the word. Shots were not set up, blocked, or lit. Added to that challenge was the difference between all the various cameras. That said, I believe the project turned out great, I’m pleased with the final product, and I hope we can do more in the future.”
Auch wenn es im Ende nicht den Look von 300 getroffen hat, sondern seinen eigenen Stil entwickelte und verfolgte, finde ich dies ein sehr schönes Beispiel, wie der Look eines Clips nicht unbedingt viel mit den Aufnahmen am Set zu tun haben muss, sondern sich im Grading noch einmal dem Look annähern kann, der das Werk mehr unterstützt, als dies die realen Lichtverhältnisse tun.
Besonders das Spiel mit Unschärfen und extrem überschärften Kanten und Gesichtsstrukturen ist etwas, dass mich persönlich sehr fasziniert hat und bei dem ich sagen muss, dass der Look definitiv zu der Serie passt.
Des Weiteren freue ich mich über den Look ohne viel Sättigung, Kontrast und DSLR Flair. Erfrischend.
Kritik für alle – Inspiration mal umgekehrt
von Ben
Filmkonsum ist ein Ärgernis – zumindest öfter als wir es uns manchmal wünschten. Erwartungen, Erfahrungen, Überheblichkeit oder einfach nur der persönliche Geschmack. Vieles führt dazu, dass wir trotz der Liebe zu Bewegtbildern nur mit der Nase rümpfen können und unbefriedigt aus einem aufwändigen Prozess der Medienrezeption gehen müssen.
Dabei ist die Kritik am Produkt doch manchmal selbst ein Dorn im Auge. Welchem Filmkritiker ist zu trauen? Welche Community bewertet im Schnitt den kreativen Output des Regisseurs am passendsten? Jeder kennt das Wagnis, sich auf Lippenbekenntnisse von Cineasten zu verlassen und am Ende doch enttäuscht vor der Flimmerkiste oder Leinwand zu sitzen. Doch um dieses Ärgernis kommen die wenigsten, wenn gar kein einziger Filmfan.
Was am Ende hilft, ist der in Wut gemantelte Humor. Witzig ist, wenn man trotz aller Frustmomente lachen kann – und dabei nicht allein ist.
Dieses Gefühl von gemeinsamem Verlachen von Filmen geben Portale, wie die Screen Junkies mit ihren Honest Trailers. Die ehrlichen Filmtrailer stützen sich dabei auf herausstechende Ärgernisse und verpacken diese in eine herrlich ironisch-sarkastische Dramaturgie, deren schonungslose Aufrichtigkeit so manchem Promoter eines einfach nur schlechten Films gut getan hätte. Da wird z.B. im grausamen vierten Teil der Indiana Jones Serie die fast schon obsessive Darstellung von CGI-Nagern zum essentiellen Bestandteil des Films. Als empathiedurstiger Bruder im Geiste freut man sich nach jedem Honest-Trailer, mit seinem Ärger nicht allein auf der Welt zu existieren und kann damit den Schmerz und die Enttäuschung über Humor zumindest dämpfen.
Einen anderen Weg gehen die Verantwortlichen von CinemaSins in ihrer Serie Everything wrong with…
In umfangreichen Clips werden vor allem Logikfehler von prominenten Vertretern schonungslos aufgezeigt. Als Zuschauer wundert man sich dabei enorm, wie viele dabei auch in großen Produktionen zustande kommen. Nicht immer müssen die – teilweise mit der Lupe gefundenen – Sünden auch als solche verstanden werden. Vielmehr helfen diese Clips jedoch dabei herauszufinden, warum man eigentlich einen Film schlecht fand. Innere Unstimmigkeiten fallen nicht immer sofort ins Auge, sondern breiten sich eher als schlechtes Gefühl auf der Zunge aus. Vor allem wird gezeigt, dass auch große Namen der Filmkunst ein Produkt erschaffen, das von Krankheiten nicht verschont geblieben ist. Immer mit der Freiheit des Augenzwinkerns, denn nicht immer kann die Kritik unbedenklich geteilt werden. Macht Euch also darauf gefasst, dass auch Eure Lieblinge verrissen werden.
Was am Ende jedoch bleibt ist das Gefühl, dass niemand (egal wie etabliert) von Fehlern oder Kritik verschont werden kann. Und das gibt gerade unerfahrenen Filmemachern ein gutes Gefühl.
Für die Kunst
von Dominic
Der Star der heutigen Inspiration ist der Film Similo.
Similo startete als eine einfache Idee der ambitionierten Filmemacher Miguel de Olaso und Bruno Zacarías (mehr Infos). Das Ziel war es eine realistische Liebesgeschichte angesiedelt im Science Fiction Genre zu erzählen.
Die Vorproduktion startete dabei schon im Jahre 2005. Aufgrund der Komplexität des Projektes dauerte es jedoch seine Zeit, bis die Geschichte fertig konzipiert wurde und der erste Teaser dann endlich im Jahre 2006 veröffentlicht wurde. Damals erzeugte dieser Teaser jedoch eine Menge Aufmerksamkeit, die Internet-Foren waren voll von Similo-Verlinkungen, die Fans schienen wie verliebt in die starken Bilder und die emotionale Erzählweise des Filmes, sodass nach den Dreharbeiten, die sich zwischen 2007 und 2009 erstreckten noch eine erfolgreiche Kickstarter Kampagne (welche knapp 15.000 US Dollar einbrachte) folgte.
Die Dreharbeiten an sich konnten dabei nicht schwieriger sein. Aufgrund der starken Vision der Autoren und der damit verbundenen Anforderung an die Location musste das Team mehrfach reisen. Ein Großteil der Produktion fand auf Lanzarote statt, viele Teile wurden in Spanien gedreht.
Spannend ist hierbei auch, dass aufgrund mehrere Pausen im Drehplan vielfach das Aufnahme-Medium gewechselt wurde. Viele Szene wurden auf 35mm Film gedreht, ganze Teilepisoden dazu auf RED, kleine Stücke via Phantom Kamera und sogar miniDV Footage floss mit in den Film ein.
Würde man diese Drehbedingungen als hart beschreiben, so lässt sich die Postproduktion als glatter Alptraum beschreiben. Obwohl rund 130 Supporter den Film via Kickstarter unterstützen, blieben doch massive Teiler der VFX und der Postproduktion an den Autoren hängen.
„There is a common expression in Spain “si quieres peces, mójate el culo” which could translate as: “if you want fish, you better take your ass into the river and get wet”. So we ended up doing a huge amount of the VFX at home, as well as the editing, conforming and finishing.“, beschreibt Bruno Zacarías die Postproduktion.
So ist es verständlich, dass erst knapp zehn Jahre nach dem Beginn des Projektes endlich eine finale Version veröffentlicht wurde. Doch diese hat es in sich.
Manchmal muss man für private Projekte hinter denen kein großer Geldgeber steckt, einfach Geduld haben. Immerhin steht eine riesige Motivation dahinter und, wie auch hier im Fall Similo, ist es ein Kunst-Projekt, auf das es sich zu warten gelohnt hat.
Psychopathen im Kinderzimmer: Die Ren & Stimpy-Show
von Ben
In meiner Kindheit hatte das lineare Fernsehen noch eine größere Bedeutung, als in der aktuellen Zeit der Video-on-Demand- und Streamingangebote. Auf die Couch pflanzen und Youtube nach den Inhalten durchsuchen, die interessant sind? Computer sagt nein. Dementsprechend wichtig war die qualitative Reibungslosigkeit der Programme, die man in der alten Flimmerkiste reinbekommen hat. Da fallen natürlich die Schlachtschiffe des deutschen Fernsehens, ARD und ZDF, raus. Und auch die privaten enfants terribles konnten nicht immer herhalten – schon gar nicht wenn man Kind ist. Mir war schon als 10-Jähriger egal, ob Andreas Türk investigativ ermitteln kann, wer denn nun der leibliche Vater von Justin-Leroy ist.
Eine Abhilfe bot da die deutsche Version von Nickelodeon (gemeint ist hier die Epoche 1995 – 1998, nicht das uninspirierte aktuelle Angebot.) Ein Sender für Kinder, Jugendliche und Junggebliebene. Am laufenden Band Zeichentrickfilme und Serien, die meine Sprache gesprochen haben. Die Liste des herausragenden Programmes ist lang und nahezu jeder Punkt dessen wäre es wert, speziell beleuchtet zu werden – Rockos modernes Leben, Pete & Pete, Aaahhh! Monster, Clarissa und und und… Goldstücke der Fernsehunterhaltung.
Doch eine Sendung blieb bei mir speziell sowohl im Gedächtnis als auch im Herzen hängen: Die Ren & Stimpy-Show. Eine Wohngemeinschaft aus cholerischem Chihuahua (Ren Hoëk) und infantilem Kater (Stimpson J. Katzwinkel), deren Wohnort immer wechselte. Dieser Cartoon sprühte vor Irrsinn und Kreativität. Ich lachte Tränen und auch heute noch bekomm ich feuchte Augen, wenn ich in den Kosmos des Wahnsinns eintauche, den Michael Kricfalusi geschaffen hat. In kleineren Episoden erlebt der Zuschauer den alltäglichen Müßiggang eines geschundenen Hundes aus der arbeitenden Mittelschicht. Sein einfach gestrickter Kumpel Stimpy bietet dazu den albernen Kontrapunkt, was bei Ren nicht immer gut ankommt. Daneben zieren die Auswüchse der Phantasie die Heldengeschichten der beiden. Wenn der Pulvertoastmann rückwärts zum nächsten Einsatzort fliegt, Anthonys Dad am Wohnzimmerkamin Funny Games-eske Bedrohung entwickelt, Stimpy in den eigenen Bauchnabel fällt, wenn gedämpfte Schweinebäckchen von patroulierenden Pavianen bewacht werden, Ren im Weltraum Kernseife mit Genuss verzehrt oder Gold im Kopf von Lincolns Statue versteckt ist, dann weiß man, das mit dieser Serie eine Fundgrube des besonderen Humors wartet.
Die Ren & Stimpy Show ist eigentlich nichts für Kinder und hat meine Kindheit dennoch bereichert. Jeder hat früher oder später eine solche Inspiration für den eigenen Wahnsinn gefunden. Meine war die Wohngemeinschaft „Hoëk und Katzwinkel“ und lehrte mich einen sehr speziellen Humor.
Und natürlich, dass man Zirkusliliputaner immer meiden sollte.
Hinweis: Aus urheberrechtlichen Gründen können wir keine Ausschnitte der Serie hier anhängen, aber findige Internetnutzer wissen sich bestimmt selber zu helfen ;)
Spoti-frei von Hingabe. Wie einfach doch manchmal scheiße sein kann
von Ben
Das Leben ist easy – right? Medienkonsum ist mittlerweile piece of cake, manche würden gar child’s play sagen. Pick your poison im Handumdrehen, wenn man bedenkt, wie umfangreich das Angebot an Ablenkung ist. Komplett fern von jeglicher Linie kehren wir dem Analogen den Rücken zu and give a crap. Egal was zum Konsumieren angeboten wird – läuft bei uns. Doch jetzt mal die Implantate auf den Tisch: ist das wirklich so großartig?
Konsum heißt Reflektion und der Spiegel der inneren Einsicht blendet immer dann, wenn wir mal genauer hinschauen. Doch Hinschauen weicht dem lateralen Augenaufschlag. Zu viele Augenblicke, zu wenig Gedanken – Adam und Eva haben sich nach dem ersten Dislike der Menschheitsgeschichte genug Ignoranz antrainiert, um die Lichter und Pornoheftchen auf dem Boulevard unserer Aufmerksamkeit auszublenden. Nicht Tinder, nein Filter ist die neue Zuwendung unserer Generation(EN).
So kommt es nicht von ungefähr, dass wir den Müßiggang der ‚Leidenschaft‘ ausblenden, um uns an der Erektion der ‚Schaft‘ zu erfreuen. Das Internet hat lang genug zugeschaut, wie wir uns anstellen, um am Ende den Brokkoliflieger gekapert und punktgenau im Schlund unserer medialen Gier zu landen. Ein Räuspern später und Husten – wir sind bequem! Es fehlt der Wilson, um uns zu retten. Broadcast away halt.
Als Napster noch cool war, weil man mit Skimaske und Kapuze G-to-G geshared hat, lud ich meinen ersten Song im Netz herunter: M.O.P. mit Cold as Ice. Über zwei Lautsprecher ohne den unteren Frequenzbereich der menschlichen Hörkurve schrien mich zwei Herren mit szenetypischen Kraftausdrücken an und ich fühlte mich wie der König des Internets. Mit genug Bandbreite ausgestattet, um nach einer Stunde und einem singenden 56k-Modem das akustische Brot vom Tisch derer zu downloaden, die selbst nix (zu tun) hatten. I robbed them Hood pretty good. Doch im Rausch dieser digitalen Taschengreiferei wurde man gierig und bis heute lagern noch viele Alben auf einer ebenso musikalisch ratternden Festplatte als Relikt meiner Sammelsucht. Ich war der Indoor Jones.
Verloren ging auf diesem Streifzug die eigentliche Liebe zum Produkt. Stand man noch stundenlang im Plattenladen und griff alles, was ein interessantes Cover oder einen vielversprechendes Feature hatte, um am Ende und zehn Euro leichter mit einer Neuentdeckung auf knisterndem Vinyl stolz wie Bolle nach Hause zu hüpfen, guckte man nicht mal ein Jahr später in den Ordner von Vinylking12_ftw und klickte gähnend auf alles, was einem Unterstrich mit rare folgte. Undergelaunt.
Heutzutage juckt illegal nicht mehr im Hoden. Wenn jemand eine Staffelbox bestellt, wird er gar verlacht, da die Kumpels bereits die nächste im Netz verfolgt und getrollt haben. Und so hört man Musik auch nur noch legal kostenfrei. Der Vinylking hat mittlerweile einen Führerschein und eine Spotify-Playlist, postet über Instagram Selfis von sich mit überproportionalem Cap, weil man das trägt, wenn man via Rechtsklick Mixtapes zusammenstellt. Und genau on the Spot stellen sich Inspirationen zusammen. Du kennst nur diesen Künstler? Hier, das könnte dir gefallen! Und leider funktioniert das auch sehr gut. Keine Plastiktüten und Hüpfen mehr auf dem Heimweg. Während man sich über die Scheibe wundert, die der Plattenladenbesitzer auflegt, haben die Könige des Vinyls unserer Zeit bereits online ausreichend viel neuen Sound gefunden, um Gesprächsstoff auf Tinder zu liefern. Was am Ende auf der Strecke bleibt, ist die Zuneigung zur Auseinandersetzung mit dem Produkt. Ein Klick ist manchmal weiter entfernt, als ein Nachmittag voller Musik. Kritiker mögen zwar meinen, dass solche Aussagen nicht befriedigen – halt hängengeblieben. Dennoch sollten wir uns nicht immer alles erleichtern lassen, da Steine im Schuh uns eventuell mehr über den Weg sagen, als der Verlauf im Internet.
Und das kann nicht schlecht sein.