Sternweh

von Martin

Furcht ist immer da – die Furcht vor Neuem, Fremden oder dem schier Unglaublichen.
Vieles was heute Teil des Alltags ist, begann einst als bedrohliches Geheimnis.
Brennendes Licht? Runde Planeten? Fliegendes Metall? Ohne uns! Der Mensch hat sich schon immer gegen das gesträubt, was er nicht kannte, wären da nicht Einige gewesen, die sich tapfer – teilweise todesmutig – dieser Angst gestellt hätten.
Der Mensch fliegt, Feuer gibt es mittlerweile für die Hosentasche und die Ersten umrunden die Welt schon mit dem Segway. Furcht ist relativ.

Wo wären wir, hätte die Menschheit immer den Schwanz eingezogen und sich nicht getraut, ein oder zwei neugierige Blicke hinter den Schleier der Ungewissheit zu werfen?
Heutzutage liegt das Unbekannte in der Weiterentwicklung – alles dreht sich darum, bestehende Probleme mit komplexer werdenden Technologien zu beheben, offene Fragen in Fachkreisen zu diskutieren. Kaum etwas ist wirklich überhaupt gar nicht erforscht worden oder sogar gänzlich unbekannt.

Wäre da nicht noch eines der letzten großen, offensichtlichen Mysterien der Menschheit: Das Universum.

Ein jedes Kind auf der Welt ist sich der Existenz des Himmels und der Sterne bewusst. Insofern man abends dem Sandmann ein Schnippchen schlägt und sich die Augen zugehalten hat, muss man ja nur einfach mal nach oben schauen.
Dennoch lachen uns jede Nacht aufs Neue Abermillionen Geheimnisse Lichtjahre weit entfernt aus, in dem Wissen, wahrscheinlich niemals von uns gelöst zu werden. Sicher – NASA, ESA, JAXA, AEXA, INPE, UKSA und wie sie alle heißen, machen ihre Sache gut: täglich werden Planeten als Asteroiden deklariert und Raumsonden in 6,4 Milliarden Kilometern Entfernung auf Kometen gelandet – alles große Fortschritte in der Weltraumforschung. Doch da ist mehr. Etwas wirklich Großes, etwas Faszinierendes.

Meine erste Begegnung mit dem Weltall hatte ich an meinem sechsten Geburtstag. Space Jam war gerade in den Kinos angelaufen und es gab absolut nichts, das für mich und meine Kindergartenfreunde noch mehr „Knorke“ war, als Bugs Bunny und Michael Jordan beim Basketballspielen. Warum das jetzt irgendwas mit Space hieß, wusste niemand so genau geschweige denn, was das überhaupt bedeutet.
Als dann aber die kleinen fiesen Aliens auf die Bildfläche traten und all die coolen Jungs versklaven wollten, war Schluss mit lustig.
Irgendwann später verstand ich dann was Space ist, was der Raum ist und ich wurde mir bewusst, dass da oben mehr sein konnte als Kugeln aus Gas, die in Milliarden Kilometer Entfernung verglühen.

Eine neue Faszination stieg in mir auf. Ich war kein Kind mit dem Berufswunsch Astronaut und auch meine Sammlung der Star Wars Actionfiguren war nicht so ansehnlich, wie die des ein oder anderen Klassenkameraden, allerdings konnte ich nicht umhin jedes Mal einen neuen Begeisterungsschub zu spüren, wenn das Universum zur Sprache kam.
Inzwischen bin ich Student, Medientechnik. Das ist ja mal sehr bodenständig. Trotzdem blieb Zeit für einen Kurs „Der Mensch im Universum voller Sterne“. Großartig. Und da war sie wieder – die Faszination. Dieter Kronzucker, Ranga Yogeshwar, dem Bildungsfernsehen und meiner unstillbaren Gier nach Medienkonsum sei Dank. Meine Leidenschaft für Film und Fernsehen und mein Dasein als Science-Fanboy fanden nun endlich zusammen.

Das wirklich Schöne an Filmen ist, dass sie einen dazu einladen, zu fantasieren, sich die absurdesten Geschichten auszudenken, die verrücktesten Charaktere und die unwahrscheinlichsten Möglichkeiten. Da kommt das Weltall als Schauplatz gerade recht. Denn wer sagt mir, dass nicht genau das was ich mir soeben ausgedacht habe nicht irgendwo da draußen wirklich passiert?
Und hier kommen sie, die großen Science-Fiction Abenteuer unserer Zeit. Raumschiffe, Roboter, Aliens, neue Welten, unglaubliche Geschwindigkeiten, Schicksale die sich erfüllen, weit weit weg von der uns bekannten Welt.
Kaum ein Genre bietet so viel Spielraum für Drehbuchautoren, Animateure, Sounddesigner, Kameramänner, Maskenbildner, Set-Dekorateure und jede andere kreative Position einer Produktion.
Weil Weltraum auch vor allem eines bedeutet: Freiraum. Alleine die Tatsache, dass so vieles unentdeckt ist, lässt Möglichkeiten entstehen, die hier auf der Erde nicht im Ansatz denkbar wären. Wie ein echtes Laserschwert klingen würde weiß kein Mensch. Wie sieht kosmische Äther-Strahlung aus? Freiwillige vor! Niemand? Na dann machen wir es eben so, wie wir uns das vorstellen!
Und genau das begeistert die Zuschauer – zu sehen was möglich wäre und sich mitreißen zu lassen in eine fremde Welt.

Ich möchte an dieser Stelle die Aufmerksamkeit auf einen Videoclip von Max Shishkin lenken, der mich in der letzten Zeit sehr begeistert hat und ein Gefühl von dem vermittelt, warum es solche Enthusiasten wie mich gibt. Ein sogenannter Supercut aus 50 Jahren Science-Fiction Filmgeschichte.
Gewaltige Bilder, schnelle Schnitte, epische Musik und dazu ein Anthony Hopkins, der Dylan Thomas’ poetisches Gesuch an seinen sterbenden Vater rezitiert, sich nicht einfach der Dunkelheit des Todes hinzugeben.
Auf dass er furchtlos dem entgegentrete, was auch immer da kommen mag, was auch immer in der Ferne wartet und was immer die Zukunft bringt. Zu kämpfen und die Angst zu besiegen. Rage, rage against the dying of the light…