Polar and Pierre Michel

von Dominic

Ich denke jeder Mensch hat Vorbilder. Ein Mann zu dem ich seit einigen Jahren aufschaue und mir bei quasi jedem Werk denke “Jup, fetzt mal wieder!” ist Pierre Michel.

Der frühere Compositing Artist, dem man seine Erfahrungen mit After Effects und Co einfach anmerkt, gehört meiner Meinung nach zu einem kleinen Kreis von beeindruckenden Regisseuren für die Werbe- und Image-Videoszene. Ich war schon immer der festen Überzeugung, dass die größten Talente der Videobranche früher oder später in der Werbung landen und auch wenn heutzutage jede Menge ganz, ganz große Sche*** in der Werbung läuft, so gibt es immer wieder diese Spots, die auch den Kenner aus den Socken haut. Was mir am Stil der Werbungen von Pierre Michel so sehr reizt ist zum einen der “Gänsehautfaktor” – dieses epische, dramatische schwinkt immer mit und sorgt dafür, dass sich die Haare aufstellen. Polar ist sogar ein Clip, den ich mittlerweile dutzende Male gesehen habe und welcher mich auch nach einigen Jahren immernoch beeindruckt. Funfact dazu: All die VFX-Shots in Polar sind fast ausschließlich mit Trapcodes Particular umgesetzt.

Nun aber genug Geschreibe. Hier die Playlist seiner Werke:

https://www.youtube.com/watch?v=GmOflUoHbwQ&index=8&list=UUW6id-e0e0Qml4WuA4sf5IQ

Der Würfel ist noch längst nicht gefallen…

von Ben

In der heutigen Inspiration wollen wir die Schiene der Selbstlosigkeit bereisen und unsere, sowie Eure Aufmerksamkeit auf musikalische Wegbegleiter unserer Entwicklung richten.

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Recording im Rahmen von Campus Records

In meiner Zeit an der HTWK Leipzig hatte ich persönlich die Freude und das Vergnügen, lange Zeit den Hauptverantwortlichen des Studentischen Hochschullabels Campus Records zu mimen. In kompletter Eigenverantwortung konnten dabei Studenten ihre Tabula Rasa des audiotechnischen Wissens selbst beschreiben, indem Bands gescoutet, angefragt, produziert und veröffentlicht wurden. Doch die notwendige Expertise ergießt sich nicht über Nacht, nur weil man die Hand des Mitarbeiters in den Kelch des Wissens taucht. Das Motto hieß: Workshops. In schweißtreibender Gemeinschaftsarbeit musste am geduldigen Werkstück Mikrofonierung, Routing und das generelle Know-How im Recording-Prozess an den Mann gebracht werden.

Doch nicht nur bei Campus Records, auch im Rahmen von Lehrveranstaltungen wurde ich in die weite Welt geschickt, um mal einen “strapazierfähigen Drummer” oder Sänger zu finden, der sich für die wissbegierigen Freunde des Tons hingibt. Rettendes Ufer des Klanges waren dabei immer die Jungs einer Band, die sich im Einzugsgebiet der Hochschule formiert haben: C.U.B.E. Fast alle Mitglieder kannte ich aus meiner Zeit an der Hochschule. Sei es nun als Mitglieder bei Campus Records, wissenschaftliche Mitarbeiter oder gar als Dozent – uns verband die Freude an der Musik, sowie Audiotechnik. Dabei entging mir ihr Werdegang keineswegs und aus kuscheligen und überschaubaren Gigs mit temporär zittriger Stimme, sind nun hervorragende Performances auch außerhalb des schattigen Umfelds der Hochschule geworden. cube

Ein guter Grund, die Inspiration für deren aktuelles Projekt zu nutzen. Denn nun wollen die Musiker ihr erstes Studioalbum mit der Magie des Crowdfundings realisieren. Dass solch ein Recordingprozess nicht von der Zahnfee finanziert wird, ist nicht nur den findigen Audiomenschen eines Projekts wie Campus Records klar und somit sollten Freunde von gepflegter Rockmusik aus Leipzig feuchte Ohren bekommen haben, wenn es darum geht, ehrliche Projekte zu unterstützen. Noch vier Tage habt Ihr Zeit, auf www.startnext.com/cube-rocks die sympathischen Wegbegleiter meines audiotechnischen Wirkens zu unterstützen und damit ein Stückchen dazu beizutragen, dass es Leute schaffen können, die es verdient haben.

Reis+ plant auch in Zukunft noch tolle Projekte von C.U.B.E. zu realisieren und ist gespannt, wie die Reise weitergeht. Hier könnt Ihr Euch das Pitchvideo gönnen, bei dem wir Körner den Jungs geholfen haben:

Stamen

von Dominic

Der heutige Clip zeigt mal wieder, wie wenig Inhalt ein Film doch eigentlich haben muss. Wer ist er, wer ist sie, woher kennen sie sich? Egal. Beeindruckende Bilder, schöne Fahrten, nett montiert. Das ist alles, was es braucht um zu unterhalten. Darum hat die heutige Inspiration auch wenig Text:

Viel Spaß heute mit: Stamen

Red Star – fanmade Fallout Film

von Dominic

Die Videospiel-Community wächst seit einiger Zeit. Letzte Woche schrieb Ben über seine Erfahrungen mit Bethesdas neuem Titel Fallout 4. Die Welt von Fallout zeichnet ein düsteres Zukunftsszenario aus, nachdem ein Atomkrieg weite Teile der Welt zerstört hat, wie gemacht für beeindruckende Bilder – nicht nur aus dem Computer.

Der Regisseur Vincent Talenti erfüllte sich im Jahre 2013, zusammen mit seinem Freund und Kameramann Matt Ryan, einen kleinen Traum, als er es in Zusammenarbeit mit Machinima und Wayside Creations schaffte einen sehr erfolgreichen Kurzfilm, angesiedelt an das Fallout Universum, zu kreieren. Fallout: Nuka Break – Red Star (Veröffentlichung Sommer 2013) steht aktuell bei 1,4 Millionen Aufrufen auf Youtube (Stand Januar 2016) und kann auf IMDB eine Wertung von 8,1 vorweisen, was wertungstechnisch gleichauf mit Spielfilmprojekten wie Mad Max: Fury Road und The Big Lebowski ist.

Die Macher des Filmes können sich sogar damit rühmen kreativen Input von zwei Fallout-Entwicklern erhalten zu haben. Tim Cain und Chris Avellone wirkten am Film mit und halfen ihm noch besser an die Spielserie heranzupassen. Doch Red Star war nicht der erste Anlauf von Wayside Creations im Fallout Universum. Bereits im Jahre 2011 veröffentlichten sie Fallout: Nuka Break – einen weiteren groß gelobten Kurzfilm, auf den später eine gleichnamige weitere Webserie folgte. Red Star stellte dabei ein Bindeglied dar, welcher die Handlung von Staffel 1 und der danach folgenden Staffel 2 überbrückte. Bis zu diesem Tag können die Jungs von Wayside Creations auf über 6 Millionen Aufrufe innerhalb ihrer Fallout Geschichten zurückblicken.

Lange Rede, kurzer Sinn: Hier ist der Film.

Jeder darf nun von dem Film halten, was er möchte. Ich will ehrlich sein: Ich finde ihn ok, muss aber auch sagen, dass ich ihn stelleweise vom Handwerk sehr schwach finde. Auch inhaltlich gefallen mir viele Dinge nicht, weswegen ich mich persönlich sehr über die hohe IMDB Wertung wundere. Der Grund dieser Inspiration ruht viel eher daher, dass ich es sehr krass finde, dass solch ein Film es allein durch die Vermarktung über Machinima und über den Bezug zu der durchaus großartigen und viel gefeierten Videospielserie schafft, eine so große Fanbasis zu kreieren und zu halten. Über eine Millionen Aufrufe und knapp 10.000 Youtube Kommentare (die größtenteils darum betteln, dass ein weitere Teil produziert werden soll) sprechen da Bände. Besonders auch da ein Kickstarter Crowdfunding hinter den Produktionen steht, welches über die Jahre über 200.000 US-Dollar durch Gaben der Fans einnehmen konnte, sei hier nochmal darauf hingewiesen, wie wirksam die Community für Fanmade Filmprojekte sein kann. Jetzt aber zurück an die Konsole – Fallout 4 ruft.

Zwischen Log und Lin

Von Dominic

Da ich aufgrund eines Unfalles nicht während der Produktion am Set helfen konnte, und meine Kernkompetenzen ohnehin im Bereich der Postproduktion liegen, möchte ich Euch in der heutigen Inspiration einen kleinen Einblick in den Workflow der Postproduktion geben.

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Zwei BMCC waren über 12 Drehtage im Einsatz

Gedreht wurde mit zwei Blackmagic Cinema Cameras (sowie zusätzlich noch mit einer Blackmagic Pocket Cinema Camera). Auf der Formatseite hatten wir uns schnell für eine Aufnahme in DNxHD 185x und mit der logarithmischen Gammakurve entschlossen. Geschnitten wurde im Avid, dessen eigener Codec DNxHD ist, und so ein schnelles Einladen und gute Schnittperformance ermöglichte. Eine Raw-Aufnahme über 12 Drehtage hätte unsere Speicherkapazitäten und mein Editing Raid vermutlich an seine Grenzen gebracht. Außerdem sollte während des Schnittes alles in Online Qualität vorliegen und ein Arbeiten mit Proxys war nicht gewünscht. Dies ersparte mir zum späteren Zeitpunkt einen großen Teil des Conformings auf dem Weg in die Farbkorrektur und sorgte für bestmögliche Qualität während der Rohschnittzeit und den Abnahmen. Mit den Daten der 12 Drehtage machte ich mich dann ans Werk. Als mein eigener Schnittassistent galten meine ersten Tage, die noch während der Produktionszeit gearbeitet wurden, dem Anlegen, Gruppieren und sortieren der Drehmaterialien. Um das Sichten auf ein Minimum reduzieren zu können, arbeiteten wir schon am Set mit Hilfe von Cutterberichten, die mir im Schnitt alle Takes mit dem besten Spiel nannten und ich so schnell ins Schneiden übergehen konnte. Während der Schnittzeit ruhten alle Daten dabei mehrfach gesichert auf meinem Schnittplatz. Die Avid Media Files waren auf meinem gespiegeltem Raid untergebracht. Im Falle des Supergaus, dass zwei Festplatten gleichzeitig abschmieren sollten, hatte ich alles Rohmaterial im nativen Format auch noch auf einer Festplatte, um zur Not alles nachbatchen zu können. Und sollte dieser Festplatte etwas zustoßen, lag bei Martin ein Spiegel dieser Rohmaterial-Platte. Das Projekt war also sicher.

Der eigentlich Schnitt war dann eigentlich recht simpel. Alle Handlungen waren über Kennungen eingeteilt, um auch die Interaktivität einfach einordnen zu können und um eine Grundlage der Diskussion zu haben. Diese einzelnen Bilder waren dann in Avid Bins geordnet. Geschnitten wurden dann alle möglichen Interaktivitäts-Möglichkeiten, jeweils in separaten Sequenzen, die nach Datum sortiert vorlagen und so jederzeit zur Version des Vortags zurückgekehrt werden konnte. Da ich nur während der Produktionszeit Urlaub von meinem eigentlichen Job hatte, wurde die Schnittzeit in Nachtschichten absolviert, was den späten Release der Folgen größtenteils erklärt.

Nachdem die Folgen durch die Rohschnittabnahmen und den Feinschnitt durch waren, ging ein AAF Export mit allen Tonfiles, sowie ein Ansichts-Quicktime an Ben und in die Mischung. Ich machte mich zeitgleich an die Farbkorrektur.

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Davinci Resolve 11 – für die 12 hatte ich noch keine Zeit

 

Die Korrektur erfolgte dabei im Davinci Resolve. Größtenteils, weil es aktuell das beste Preis-Leistungsverhältnis darstellt, das auf dem Markt zu finden ist. Auch wenn es nicht meine erste Wahl der Gradingsoftware darstellt, so hat es mir doch schon gute Dienste geleistet. Das Conforming war in wenigen Stunden erledigt – Resolve konnte sich, dank Online Workflow, direkt auf die Avid Mediafiles verlinken, sodass nur eine AAF vom Schnitt nötig war, um alle Materialien online zu haben.

Da ich in meinem Job quasi täglich die Korrektur von Serien auf meinem Tisch liegen habe, war ich es gewöhnt schnell und zügig zu korrigieren.

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Tangent Wave Panel

Mein bester Freund das Tangent Wave half mir dabei ungemein. Würde ich mir vorstellen, dass ich alle Korrektur mit der Maus und somit eins nach dem anderen korigieren müsste, so würde ich vermutlich heute noch an der Korrektur sitzen.

Breaking News stellt dabei ein verhältnismäßig “kleines” Projekt dar – was das Grading betrifft. Wo ich in meiner Firma pro Tag irgendetwas zwischen 400 und 600 Schnitte Material korrigieren muss, das sich auch noch aus verschiedenen Kameras zusammensetzt, bat mir Breaking News eine handvoll Sets mit gleichen Kameratypen und knapp 150 Schnitten pro Episode. Child’s Play.

Nichtsdestotrotz wollte ich einen Workflow fahren, der es mir ermöglich schnell und einfach Grades zu kopieren, einfach später kleinere Korrekturen zu erledigen und mich niemals vor das typische “Was hab ich denn in dem Node jetzt eigentlich gemacht”-Wundern zu stellen, wenn ich Tage später zurück an das Projekt gehen sollte.

Der klassische Node-Aufbau sah demnach für jeden Schnitt identisch aus und wurde nur in Spezialfällen erweitert.

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Mein Standard Node Tree, der auf allen Einstellungen lag

 

Base: mein Baselayer (dessen Benennung aus dem Nucoda Filmmaster übernommen wurde) galt nur der Korrektur vor dem Look Up Table, und sollte jedes Clipping verhindern und für richtige Pegel sorgen.

Lumakey: Node zwei war mit einem soften Lumakey versehen und stellte eine Möglichkeit der Kompression von Schwärzen, oder Highlights dar, falls benötigt. Alles noch vor dem Lut, der die Wandlung von Log zu Lin als Aufgabe hatte. Dies ist ein toller Trick um 13 Blenden Log Material in 9 Blenden-Dynamik des Ausgabefarbraums zu pressen.

Contrast und Color: Der erste Node nach dem LUT war ausschließlich für die Korrektur der Luminanz vorgesehen, und der Color Node ausschließlich für die der Farben. Die Trennung in zwei Nodes ermöglichte es mir, nur die Luminanz-, oder Farbkorrektur zwischen Schnitten zu kopieren und leichte Vergleiche des Vorher/Nachher zu kontrollieren.

Glow: Abgerundet wurde mein Basis-Setup durch einen Layermixer, der über einen Highlight-Key einen Glow-Effekt auf das Bild legen konnte. Dieser wurde einfach über die Transparenz des Nodes nach belieben eingestellt.

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Einstellung aus dem Ramboapproach der dritten Episode

Vignette: Meine Basis Vignette fand sich auf dem letzten Node vor und wurde bei Bedarf eingestellt, oder im Standard-Setup verwendet.

Pan and Scan / Blanking:  Die Positionsänderungen und die Letterbox-Balken für den Widescreen-Look kamen zum Schluss.

Im Großen und Ganzen konnte ich so in 30-40 Sekunden ein neues Bild korrigieren – sodass ich mit den Folgen in 1-2 Tagen durch war. Nur um dann natürlich wieder von vorne zu beginnen. Immerhin war dies keine meiner Serien, mit denen ich es auf Arbeit zu tun habe und die immer gleich aussehen sollen, und die Projete dementsprechend weniger komplex sind. Im zweiten Durchgang setzte ich deutlich mehr Masken, nahm mir mehr Zeit für jedes Bild, zog Keys und versuchte aus jedem Bild das beste rauszuholen.

Besonders die Verwendung von Filmprint Emulations LUTs kann hervorgehoben werden, wenn Fragen nach dem Look auftauchen sollten. Wohingegen die technisch korrekten LUTs vom Blackmagic Farbraum in den HD Standard Rec 709 wandeln, haben sie doch nicht den Charm von echtem Filmmaterial.

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Christin mit Korrektur über den Standard LUT

 

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Christin mit Korrektur über Filmprint LUT

Wohingegen die Standard LUTs einen sehr “videohaften” Look haben und übersättigt wirken, wissen die Filmstocks, wie Hauttöne am besten zur Geltung kommen und welche Gradation dem Ausbelichten auf Film am nähsten kommen.

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oben: Log-Material unkorrigiert; links: Lut und Luminanzkorrektur; rechts: fertiges Grading

 

Die restliche Korrektur versuchte danach alles dem Hautton unterzuordnen. Die erste Korrektur galt immer dem Hautton, die folgendem den neutralen Extremen Schwarz und Weiß, und die letzten dann den Orten des Bildes die Korrekturen bedarfen.

Am Ende der Farbkorrektur galt es nur noch kleine VFX-Shots, wie Schüsse und Retuschen durchzuführen, alles zusammenzubauen und auf die Ergebnisse der Umfrage zu warten.

Falls Fragen zu gewissen Einstellungen, der Farbkorrektur, der Effekte, oder des Schnittes gibt, so schreibt uns auf Facebook, oder hier über die Homepage eine Nachricht. Ich bin gerne bereit tieferen Einblick zu gewähren und Dinge zu erklären. Immer her mit den Fragen!

Grüße,

Dominic

 

 

Zwischen Bananen und Styropor

von Ben

In den letzten Wochen vor Weihnachten lassen wir es uns nicht nehmen, den Start von Breaking News als Anlass zu nehmen, Reis+ und unsere individuelle Arbeit am Film als Inspiration zu missbrauchen.

Ein Jahr voll von tollen Themen, die uns in unserem Wesen, unserer Arbeit oder unserem Alltag beeinflussen. Viele davon haben dazu beigetragen, dass wir am Ende auf eine interaktive Produktion blicken, bei der Ihr Einfluss auf den Verlauf und Inhalte nehmen könnt. Bis hier her war es ein langer und teilweise steiniger Weg, der allen Beteiligten viele Körner abverlangt hat.

BenRegie3Ich für meinen Teil hatte in der zweiwöchigen Phase des Filmdrehs mit der Regieposition dabei einen Hut auf, dessen Last ungeahnte Anstrengungen und Verantwortungen mit sich brachte. Vor allem die mangelnde Erfahrung in bestimmten Bereichen, wie Licht, führte dazu, dass mein Debüt als geduckter Regisseur jeden Drehtag zu einer großen Herausforderung machte. “Licht, bitte mal eine Ansage, wie lange ihr die Szene noch ausleuchten müsst! 30 Minuten? Ich geb euch die Hälfte!”. Die Koordination aller umfassenden Gewerke, sowie die Anforderung, jedes Detail, jeden Ablauf der Story aus allen Perspektiven zu überblicken, ließen daher vor, während und nach jedem Tag die Gedanken um Breaking News kreisen. Es gab quasi keine Auszeit und auch noch zwei Wochen nachdem Nick Rumble das letzte Mal die Brille aufsetzte und das Abenteuer komplettierte, träumte ich nachts noch von Problemen und Stolpersteinen unserer Produktion. Ich war demnach mental, als auch körperlich 24/7 für das Projekt im Einsatz.

Dabei blickt man auf viele Anekdoten zurück, deren einzelne Nennung hierbei viel zu weit gehen würde. Ich erinnere mich an die Tonmenschen, die sich über den Sound des Aufpralls einer BananBenRegie2e so freuten, als würde das Klatschen einem akademischen Abschluss gleich kommen. Ich erinnere mich an die Kameraassistenten, die im Laufe der Produktion immer mehr Verantwortung übernahmen und mit ihren Kameraleuten zu einem alten Ehepaar verschmolzen. Meine Regieassistentin, die aufgrund der verschachtelten und komplexen Story fast einen Anfall bekommen hat, wenn es um die Szenenbenennung ging. An unseren Dave, der die Laune mit Pizza, Bier und frisch geschmierten Nutellabrötchen immer wieder rettete. Wir waren eine gute Truppe und jeder einzelne in seinem Gewerke hat mit seiner Erfahrung, Kompetenz aber auch angenehmen Persönlichkeit dazu beigetragen, dass ich in Krisensituation im Team zu einem Ergebnis gekommen bin, auf das wir stolz sein können. Denn oftmals mussten Szenen umgebaut und Alternativen gefunden werden, da die Hindernisse einer Location das Storyboard umschmissen und man dennoch am Ende des Drehtages die Visionen, die man hatte, umsetzen wollte.

Nicht minder herausfordernd war dann meine zweite Aufgabe – die Tonmischung und das Sounddesign. Ich brachte schon einiges an Erfahrung mit ins Boot, wenn es um die Bearbeitung von Audiomaterial ging, jedoch hatte Breaking News eine neue Qualität an Anforderung und Umfang, sodass auch dieses Unterfangen zu einer Herkulesaufgabe wurde. Vor allem die letzten Wochen brachten mich an den Rand meiner Fähigkeiten, ich schlief im Tonstudio, wurde bester Freund der Putzfrau, die 4:45 Uhr ihren Dienst antrat. Haare wurden morgens unter dem Handtrockengebläse der Toiletten geföhnt, Pausen gab es kaum.

Der Ton macht die Musik und das wurde mir spätestens dann klar, als ich eine 10-Sekunden-Szene Audioinnerhalb von mehreren Stunden vertonte, weil ein Schuss nun mal nicht immer nur ein Schuss ist. Reversede Bassflächen, verhallte Löwengeräusche, verschiedene Modelle der Feuerkraft. Alles steckte in einem Moment des Films. Ich verprügelte mich in der Sprecherkabine, um Kampfszenen mit etwas mehr Gehalt zu unterlegen und schlich durch die umliegenden Räumlichkeiten, immer auf der Suche nach Klängen, die in meine Szenen passten. Da kommt es nicht von ungefähr, wenn man grinsend mit dem Ohr am Styropor gedrückt ruft: “Heureka, ich kann das für die Schritte durchs Gras verwenden!” Ich malträtierte alles, was ich finden konnte und hielt innere Dialoge darüber, wie man den Sound eines Reißverschlusses am effektivsten bearbeitet, um die Action herauszukitzeln.

Am Ende weiß vielleicht nur ich, dass unter dem ein oder anderen Bewegtbild meine eigene Ohrfeige im Tanz mit dem Ledersound meiner Waschtasche gepaart liegt, dass Papierrisse wie reißendes Fleisch klingen oder das umgekehrte Rattern einer Konservendose Unheil ankündigt. Vielleicht werden es viele nicht direkt bemerken, aber ich weiß, dass die Dose existiert und das macht mich glücklich.

Breaking News hat mich an die Grenzen meiner Strapazierfähigkeit gebracht. Hat mich des Schlafes, der Nerven und dem Glauben an mich selbst beraubt.

Ich will diese Erfahrung niemals missen. Es war großartig.

‘Episode 2 – Suche’ veröffentlicht!

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Wow Freunde!
Vielen Dank für Euer großartiges Interesse an der ersten Episode von ‘Breaking News’ in den sozialen Netzwerken und bei den Abstimmungen! Dafür belohnen wir Euch mit Episode 2, bei der Ihr bestimmen konntet, welcher Spur Nick Rumble folgt um Steve zu finden und welchen Gegenstand er immer bei sich trägt!

Wir wünschen Euch viel Spaß beim Ansehen und abstimmen für Episode 3. Wie immer findet Ihr alle weiteren Infos und das Video selbst auf unserer interaktiven Seite!

Und weil es in der ersten Woche so gut geklappt hat, dürft Ihr auch weiterhin den Link zur Seite fleißig teilen!

Euer Reis+ Team!

 

 

Work On Spec

von Dominic

Aktuell ist ein Trend in der Medienbranche zugegen, in der besonders freie Mitarbeiter nicht direkt den Auftrag bekommen, sondern entweder für kleines Geld eine erste Arbeit als Referenz abliefern, oder gar die ersten Entwürfe ohne Bezahlung anfertigen sollen. Der Kunde begründet seine Entscheidung meist so, dass ihm die Gestaltung eventuell gar nicht gefallen würde und er das Risiko nicht eingehen möchte. Darum möchte er bevor er den Auftrag (inklusive Vertrag) erteilt erste Entwürfe sehen. Danach entscheidet er, ob er Geld für das Design in die Hand nimmt. Das man hierbei das Demoreel, oder andere Arbeitsproben sehen möchte, kann ich ja noch nachvollziehen. Von Bekannten freien Mediengestaltern höre ich jedoch oft, dass besonders im Bereich Design, oder Animation schon ein beinahe fertiges Produkt, oder eine Vielzahl von Entwürfen verlangt werden, bevor man den eigentlich Job erhält. Oder halt 40 Stunden gearbeitet hat, nur um dann zu hören, dass man den Job nicht erhalten wird…

Die kanadische Werbeagentur Zulu Alpha Kilo (deren Webseite schon allein einen Besuch wert ist) hat diese Problematik vor kurzem in einem Video thematisiert:

Meiner Meinung nach zeigt dieses Video wunderbar, wo wir als Arbeitende in der Medienbranche, stehen sollten. Wir sind professionelle Mediengestalter, keine Studenten mehr, die noch in der Ausbildung stecken, und auch keine Menschen, für die das Gestalten von Medieninhalten nur ein Hobby und eine Freizeitbeschäftigung ist. Wir sollten uns als Profis verstehen, die auch dementsprechend bezahlt werden sollten.

Sicherlich muss man besonders am Anfang seiner Karriere auch Jobs annehmen, die weniger gut bezahlt sind, dies sollte jedoch auch so kommuniziert werden, sodass bei Folgeaufträgen auch ein angemessener Stundensatz gezahlt wird und man “nicht wieder für eine Kiste Bier” das Hochzeitsvideo des Bekannten produziert. Viel besser als mit dieser Grafik kann man das Problem nicht beschreiben, denke ich:

exposure

Sinn und Unsinn im Netz

von Dave

WWW

Das Internet – ewige Weiten und Seiten. Wieviele es davon genau gibt will mir das Internet nicht so richtig verraten. Auf manchen Seiten wird von mehreren Billionen gesprochen. Google gibt einem ja auch zu fast jedem Suchergebnis hunderttausende Webseiten aus.

Es gibt verschiedenste Inhalte, die über das world wide web abrufbar sind. Praktisch ist das schon, wenn man seine Klamotten am Laptop bestellen oder die neusten Nachrichten schnell abrufen kann. Manche Webseiten dienen dagegen lediglich zum Zeitvertreib wie z.B. die Inspiration von letzter Woche oder ganz einfach Youtube. Natürlich existieren auch Webseiten, die absolut keinen Nutzen oder Inhalt vermitteln – naja, als Kunst könnten sie vielleicht gerade noch durchgehen. Solche Seiten zu finden ist gar nicht so einfach, wäre da nicht das Internet.

Auf dieser wunderbaren Homepage hat sich jemand ein Herz gefasst und die absurdesten Webseiten gesammelt.  Darf ich vorstellen:

TheUselessWeb

theuselessweb.com

Avid Hates You

von Dominic

Als Teil der Postproduktionslandschaft kommt man mittlerweile nicht mehr um den Avid Media Composer herum. Die Zeiten von Final Cut sind (meiner Meinung nach) vorbei. Premiere hat nette Ansätze, ist aber noch nicht weit genug, um Teil der großen Produktionshäuser zu sein. Vegas? Edius? Und wie der Rest noch heißt, diese Programme kann man leider auch nicht ernst nehmen.

Ich habe früher (von rund 2009-2012) fleißig mit Adobes Premiere geschnitten und kam damit gut klar. Es ist ja auch kein schlechtes Programm. Im Rahmen des Studiums (2010-2014) habe ich 90% aller Beiträge in Apples Final Cut 7 geschnitten. Mit dem Release von der damals ungepatchten Final Cut X Version musste ich mich leider von FCP verabschieden – das konnte man nicht mehr ernst nehmen.

Seitdem ich für den MDR und verschiedene Postproduktionsbuden in Leipzig und Umgebung schneide, stellt sich die Frage nach dem Schnittprogramm nicht mehr. Es wird im Avid Media Composer geschnitten. Punkt. Meine Meinung zu dem Thema, nachdem ich nun alle drei der großen Schnittprogramme über mehrere Jahre getestet und genutzt habe:

Der Avid Media Composer ist das beste Schnittprogramm, das es aktuell gibt.

Dabei tut es aber auch nur genau das – Schneiden. Für alles andere sollte man lieber andere Wege gehen. Und Zeit sollte man einplanen, wenn man sein Projekt im Avid anlegen möchte. Für den eigentlichen Schnittprozess ist es jedoch das beste Tool, das ich kenne.

Nichtsdestotrotz: Avid bleibt eine Diva. Aus unerfindlichen Gründen funktionieren gewisse Dinge nicht, die richtig ausgeführt werden. Oder Avid weigert sich einfach, vielleicht weil die Diva nicht genug gestreichelt wurde, es zu warm draußen ist, oder man an einem Tag mit einem “G” im Namen arbeitet. Ich denke alle Avid Editoren kennen dies.

Aus diesem Grund lege ich euch in der heutigen Inspiration den Blog “Avid Hates You” ans Herz. Wenn man einfach mal Beistand bei Avid Problemen braucht, oder einfach nur zustimmend mit dem Kopf nicken möchte, so sollte man sich die Texte vom Autoren Judd durchlesen.

Ein Beispiel:

This is a great error.  It’s great for a couple of reasons.  Firstly, the problem isn’t that “Avid_MediaFiles’ can’t be found.  That’s the folder on your media drive named “Avid Media Files” and it’s pretty goddamn easily found by both you and Avid.  No, the real problem is that a file *inside* Avid Media Files can’t be found.  Which file?  Good question.  A database file.  What this error message should really say is:
File ‘msmFMID.pmr’ not found.
OR
File ‘msmMMOB.mdb’ not found.
Or the error message could be actually helpful and say:
The File ‘msmFMID.pmr’ which should be in path ‘MediaDriveA/Avid Media Files/MXF/Ingest1’ cannot be found.
You know, something actually fucking helpful.  But no.  No, this message basically just says that Avid lost something, it isn’t sure what, and it sure as shit isn’t going to let you save any bins until you fix the problem.  Also, opening the Media Tool will cause this message to appear in an endless loop.  So don’t do that.

Avid bleibt halt eine Diva.