Ready, Set, OK Go!

von Martin

Mit unserem Pitchvideo zu “Breaking News” haben wir den Startschuss für unsere Crowdfundingkampagne im vergangenen November gegeben. Der knapp zweiminütige One-Shot hat uns einiges an Nerven und Zeit gekostet. Während uns ein bedrohlicher Regenschauer im Nacken saß, brauchte es einen Versuch nach dem anderen, bis schließlich doch alles so geklappt hat, wie wir es uns vorgestellt haben.

Die amerikanische Rockband OK Go kann davon bestimmt ebenfalls ein Lied singen. Ihre eindrucksvoll inszenierten Musikvideos sollen heute im Mittelpunkt der Inspiration stehen. Berühmt geworden durch eine halsbrecherische Choreografie auf acht Laufbändern zu dem Song “Here it goes again” im Jahr 2006, haben sie sich seit dem immer wieder selbst übertroffen. Mit dieser ersten Tanzeinlage haben sie es von MTV Video Music Awards sogar bis hin zu den Simpsons (Staffel 19 Folge 7) geschafft.

Dem One-Shot treu geblieben, bastelten sie gewaltige Rube-Goldberg Maschinen und ließen carmouflagierte Marschkapellen mitten in der Pampa antreten.

Mit “Needing/Getting” haben sie sich schließlich ihr eigenes big metallic junkyard bangfest geschaffen zu dem sie schnell und furios als fahrendes Rallyeorchester durch einen Wald aus Instrumenten rasen. Kein One-Shot, aber dennoch beeindruckend wie sie es schaffen den perfekt arrangierten Parcours zu absolvieren. Seht selbst:

Ähnlich begehrt, wie die Videos selbst, sind die dazugehörigen Making-Of’s, die die Band ausreichend im Internet zur Verfügung stellt. Zum anamorphotischen Meisterwerk “Writings on the Wall” gibt es außerdem die Step-by-Step interactive experience zum durchklicken im Web. Dabei sehen wir wie chaotisch-kreativ es bei den Drehs zugeht und wir können der einen verflixt ausgeklügelten Kamerafahrt und dem anderen Kniff am Set ihre Geheimnisse entlocken. Durchaus interessant sind auch die Einblicke die sie einem dabei in Aufnahmetechnik und Szenengestaltung gewähren.
Wie man daraus ein OK Go Musikvideo produziert, dazu gibt es ein recht einfaches Rezept:

Und wenn du denkst es geht nicht mehr kommen von irgendwo 1000 japanische Schulmädchen her. Irgendetwas in der Art müssen sich die Jungs bei ihrem neuesten Geniestreich auch gedacht haben. Ohne weiteres Federlesen präsentiere ich OK Go’s vorläufiges Meisterwerk “I won’t let you down”:

Ihr gewaltiger Erfolg im asiatischen Raum (in China hat sich bereits ein großer Innenausstatter ihre Kreativität zu Nutze gemacht und sie nach intensivem Sprachkurs zu seinen neuen Testimonials erklärt) wäre ihnen sicherlich zu Kopf gestiegen, wären da nicht die guten alten Muppets, die die Jungs in der Heimat auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt haben.

ok-goMUPPETS

Wie Ihr seht gibt es von der Band im wahrsten Sinne des Wortes viel zu sehen, und ich möchte sie wahrlich als Inspiration bezeichnen – Ihr erinnert Euch vielleicht an unser Pitchvideo vom Anfang? Zufall? Wer weiß. Ob mir auch ihre Musik genauso gut gefällt wie die Videos, darüber reden wir ein andermal. Für’s erste bin ich gespannt was OK Go als nächstes aus ihrer Wundertüte zaubern.

Die Kirchenszene!

von Ben

Zunächst muss an dieser Stelle vorgewarnt werden. Der nachfolgende Beitrag enthält milde Spoiler und ein emotionales Overselling. Menschen, die weder mit dem einen noch dem anderen anfangen können, sollten daher die zahlreichen anderen Reis+ Inspirationen lesen.

Ich war neulich im Kino. Allein schon diese Tatsache ist keine Selbstverständlichkeit mehr. Zu teuer, zu viel 3D, erhitzte Körner sind ein Luxusgut und andere Menschen stören nur. Am Ende des Tages war ich froh, dass ich mich diesen First World-Problems hingegeben habe.

kingsman-the-secret-service-posterAuf dem Zettel stand Matthew Vaughns neuester Film Kingsman – The Secret Service. Mit Kickass hatte der englische Regisseur 2010 bereits einen Überraschungshit gelandet und so wollte ich es mir nicht nehmen lassen, in ein Genre abzutauchen, das James Bond ikonisiert und gleichzeitig so unglaublich langweilig gemacht hat. Der Agentenfilm.

Ein bisschen Prügelei im Pub, ein Jugendlicher namens Eggsy, Colin Firth als Lehrmeister, der dem Tod seines ehemaligen Schützling über die Ausbildung des hinterlassenen Sohnes einen Sinn geben will. Samuel L. Jackson lispelt sich in die Rolle des nerdigen Antagonisten, die schwedische Prinzessin mag es anal und Mark Hamill ist so alt und fett geworden, dass ich ihn trotz seiner Rolle in den ersten 20 Minuten des Films nicht erkannt habe.

Klingt relativ durchschnittlich und der Film hält diese Durchschnittlichkeit auch über einige Strecken im Film. Gestern bin ich dennoch ein zweites Mal ins Kino gegangen, um mir Kingsman zu gönnen. Grund dafür war eine Szene, die mich in einen Rausch der Euphorie katapultiert hat, sodass ich fast den Oberschenkel meines Sitznachbars umklammert, wenn nicht gar gebrochen hätte. Später werden die Zuschauer sie nur noch als “Kirchenszene” bezeichnen.

Samuel Lispel Jackson testet einen neuralen Impuls in einer Kirche voller christlicher Hardliner aus, um herauszufinden, ob sie sich dadurch gegenseitig die Köpfe effektiv einschlagen. Auch Colin Firth ist von der Partie und muss feststellen, dass selbst die beste Ausbildung zum Agenten nicht hilft, wenn ein findiger Nerd eine Art Wutsignal nutzen möchte, um die Welt vom Menschen zu reinigen. Was folgt, sind fünf Minuten noch nie gesehenkircheer Schönheit der Brutalität.

Als Lynyrd Skynyrds Free Bird den Gang höher schaltet und man in einer noch nie gesehen Choreographie der Brutalität durch die Kirche gleitet, weiß man, warum man ins Kino gegangen ist. Diese Szene wurde in einer Art inszeniert, die ich bisher noch nie gesehen habe. Eine Symphonie der Zerstörung und absurden Gewalt, die dennoch so unglaublich schön ist, dass eine Mischung aus Gänsehaut, Herzrasen und feuchten Augen meinen Kinobesuch zu einem außergewöhnlichen Erlebnis machte. Nach unzähligen Filmen wurde ich emotional erneut entjungfert und von der Fiktion überrascht.

Ich danke Matthew Vaughn für die Erkenntnis, dass wir immer noch von der Schönheit der cineastischen Inszenierung überrascht werden können. Am Ende kann jeder, der sich diese selbstironische Homage an das Agentenkino gegeben hat behaupten, er war Zeuge der Kirchenszene. Und ist froh darüber.

 

 

 

Ich raste Maus!

von Martin

ZUSAMMENARBEIT mit unseren Fans und der Community wird durch „Breaking News“ bei Reis+ groß geschrieben. Schnappschuss (2015-04-01 12.32.45)Die Band Light Light zeigt mit dem Crowdsourced-Music-Video zu Ihrem Song „Kilo“, das neben Kurzfilmprojekten auch innovative online Anwendungen durch Euch als Wanderer in der Onlinewelt mitgestaltet werden können. Und das durch ein ziemlich simples Prinzip:

Für Ihren Clip werden die Bewegungen der Mauszeiger der Besucher der Webseite www.donottouch.org aufgezeichnet und bei anderen Besuchern wiedergegeben, dadurch entsteht ein quicklebendiger Schwarm aus unzähligen Mauszeigern, die fröhlich über den Bildschirm huschen.

Ein kurzweiliges Interneterlebnis für Zwischendurch, dass mich zum Schmunzeln bringt aber auch dazu mich über einige unverfrorene Cursor-Rebellen aufzuregen, die immer wieder aus der Reihe tanzen. ;-)

Seit 2013 steht dieses Video nicht still, befolge einfach die Anweisungen auf der Webseite und schon bist auch Du Teil davon!

Schnappschuss (2015-04-01 12.31.03)

Für die Kunst

von Dominic

Der Star der heutigen Inspiration ist der Film Similo.

Behind the Scenes zum Film Similo

Behind the Scenes zum Film Similo

Similo startete als eine einfache Idee der ambitionierten Filmemacher Miguel de Olaso und Bruno Zacarías (mehr Infos). Das Ziel war es eine realistische Liebesgeschichte angesiedelt im Science Fiction Genre zu erzählen.

Die Vorproduktion startete dabei schon im Jahre 2005. Aufgrund der Komplexität des Projektes dauerte es jedoch seine Zeit, bis die Geschichte fertig konzipiert wurde und der erste Teaser dann endlich im Jahre 2006 veröffentlicht wurde. Damals erzeugte dieser Teaser jedoch eine Menge Aufmerksamkeit, die Internet-Foren waren voll von Similo-Verlinkungen, die Fans schienen wie verliebt in die starken Bilder und die emotionale Erzählweise des Filmes, sodass nach den Dreharbeiten, die sich zwischen 2007 und 2009 erstreckten noch eine erfolgreiche Kickstarter Kampagne (welche knapp 15.000 US Dollar einbrachte) folgte.

SIMILO+(74)

Similo Produktion auf Lanzarote

Die Dreharbeiten an sich konnten dabei nicht schwieriger sein. Aufgrund der starken Vision der Autoren und der damit verbundenen Anforderung an die Location musste das Team mehrfach reisen. Ein Großteil der Produktion fand auf Lanzarote statt, viele Teile wurden in Spanien gedreht.

Spannend ist hierbei auch, dass aufgrund mehrere Pausen im Drehplan vielfach das Aufnahme-Medium gewechselt wurde. Viele Szene wurden auf 35mm Film gedreht, ganze Teilepisoden dazu auf RED, kleine Stücke via Phantom Kamera und sogar miniDV Footage floss mit in den Film ein.

Würde man diese Drehbedingungen als hart beschreiben, so lässt sich die Postproduktion als glatter Alptraum beschreiben. Obwohl rund 130 Supporter den Film via Kickstarter unterstützen, blieben doch massive Teiler der VFX und der Postproduktion an den Autoren hängen.

„There is a common expression in Spain “si quieres peces, mójate el culo” which could translate as: “if you want fish, you better take your ass into the river and get wet”. So we ended up doing a huge amount of the VFX at home, as well as the editing, conforming and finishing.“, beschreibt Bruno Zacarías die Postproduktion.

So ist es verständlich, dass erst knapp zehn Jahre nach dem Beginn des Projektes endlich eine finale Version veröffentlicht wurde. Doch diese hat es in sich.

Manchmal muss man für private Projekte hinter denen kein großer Geldgeber steckt, einfach Geduld haben. Immerhin steht eine riesige Motivation dahinter und, wie auch hier im Fall Similo, ist es ein Kunst-Projekt, auf das es sich zu warten gelohnt hat.

 

Die Welt ist ein Irrenhaus und hier ist die Zentrale

von Martin

Bei dem tiefen Einblick in die Psyche seines Ichs vergangener Tage, den uns der gute Ben in der letzten Woche gewährt hat, wurde ich bei einem seiner Sätze stutzig – wenn ich nicht sogar in leichte Rage geriet.

Bei seinem Ausflug in die absurden Untiefen der Kinderfernsehserie Die Ren und Stimpy Show, kam er wörtlich auf „…das uninspirierte aktuelle Angebot“ im Tagesprogramm für Kinder auf Nickelodeon und Co. zu sprechen.

An dieser Stelle möchte ich leicht erzürnt als standhafter Verfechter der heutigen Fernsehlandschaft Widerspruch einlegen und schreie laut „Veto“ mit allen Fasern meines Seins. Gerne würde ich Ben eine Sicherheitsleine verpassen, denn er hat sich mit dieser Aussage ziemlich weit aus dem Fenster zum Hof gelehnt.

Sucht der Zuschauer Wahnsinn á la Ren & Stimpy, so findet er ihn heute ebenso wie damals. Sei es bei den tollpatschig-liebenswürdigen Brotpiloten, die mit ihrem raketenbetriebenen Kleinbus auf extreme Weise Brot an ihre Mitenten ausliefern oder der Junge Sanjay und seine Kumpel- und Werkzeugschlange Craig, die gerne mal auf einer riesigen Welle hunderter abgerichteter Blaubeerensuchhunde durch Amerika surfen.

Dem berüchtigten Fass schlagen letztlich Finn und Jake den Boden aus. Ein 12-jähriger Junge, der mit einer überwältigend blonden Haarpracht gesegnet ist und sein bester Freund und Adoptivbruder: ein morphender, gelber Hund in den Endzwanzigern mit zweifelhaften magischen Kräften. Diese beiden schlagen sich regelmäßig zur Adventure Time durch eine postapokalyptische Welt namens Ooo (Sprich: Ooo) mit Prinzessinnen aus Kaugummi, 1000 Jahre alten Vampiren und Wesen die zur Hälfte Einhorn und zur anderen Regenbogen sind.

 

Wer sich jetzt mit den Worten „Ich fass’ es nicht“ oben genanntem Bottich anschließen möchte, dem sei gesagt, dass dies nur die Spitze des Eisbergs ist.
Jetzt lässt sich sicherlich auch stark darüber streiten, ob dies noch kindgerechtes Fernsehen ist.
Ich sage dazu klar und deutlich: könnte sein.
Kinder wie Ben feiern diese Serien wie verrückt, während andere Kinder, wie ich eins war (Ich habe Ren und Stimpy, die Simpsons und wie sie alle hießen als Knirps wirklich verabscheut) erst mit 24 Jahren den Charme dieser Formate erkennen. Sicher ist eins: es gibt viele Inhalte, die man tatsächlich erst als erwachsener Mensch richtig wahrnehmen und verstehen kann.

Zur Generationsverständigung möchte ich heute eine Serie vorstellen, die meiner Meinung nach den Spagat zwischen Erwachsenenunterhaltung und Kiddietainment ohne Riss in der medialen Hose geschafft hat. Ich heiße Euch hiermit Willkommen in Gravity Falls!

Worum geht es: Die Geschwister Dipper und Mable Pines verbringen den Sommer in dem kleinen Ort Gravity Falls und sollen in der Mystery Shack ihres Gronkel Stans aushelfen – eine Art Gruselkabinett und Shop für allerlei Absurditäten. Nebenbei erleben sie wahnwitzige Abenteuer mit extrem männlichen Mannotauren, regebogenerbrechenden Zwergen, geklonten Boy Bands sowie dem kindlichen Dorfbösewicht und erklärtem Erzfeind Dippers L’il Gideon Charles Gleeful. Um den vielen mysteriösen Geheimnissen rund um Gravity Falls auf die Schliche zu kommen stehen ihnen, mehr oder weniger unterstützend, ein Multifunktionsschwein namens Schwabbel, ihr leicht dümmlicher Kollege Soos aka Jesús Alzamirano Ramirez und der ein oder andere Dorfbewohner wie der verrückte Fiddleford Hadron McGucket (Sprich sehr schnell: Viertel vor Acht hat Ron mehr gar, Kid!) zur Seite. Und es passiert noch so unglaublich viel mehr. So viel, dass man kaum den durchaus wohltuenden Wahnsinn dieser Serie in Worte fassen kann. Daher spreche ich hiermit eine ausdrückliche Empfehlung aus, sich dieses Meisterwerk anzusehen um sich selbst davon zu überzeugen.

Nicht nur, dass diese Serie einen wunderbaren, liebenswürdigen Aberwitz sondern obendrein auch sehr eingängigen Mystery-Stoff liefert, macht sie zur erstklassigen Unterhaltungssendung. Spielt man zum Beispiel den Vorspann und den Abspann jeder Folge rückwärts ab, so lassen sich geheime Botschaften sowie diverse Codes in Musik und Ton entdecken. Natürlich werden diese von mir nicht verraten – versucht es selbst!

Ein Abstecher nach Gravity Falls steht definitiv noch auf meiner To-Do-Liste, denn viele Witze und Gags dieser Serie haben meinen Sinn für Humor genau getroffen. Nicht grundlos ist die Titelmelodie seit über einem Jahr mein Handyklingelton – und es nervt mich tatsächlich noch immer nicht.

 

 

 

 

 

Psychopathen im Kinderzimmer: Die Ren & Stimpy-Show

von Ben

In meiner Kindheit hatte das lineare Fernsehen noch eine größere Bedeutung, als in der aktuellen Zeit der Video-on-Demand- und Streamingangebote. Auf die Couch pflanzen und Youtube nach den Inhalten durchsuchen,  die interessant sind? Computer sagt nein. Dementsprechend wichtig war die qualitative Reibungslosigkeit der Programme, die man in der alten Flimmerkiste reinbekommen hat. Da fallen natürlich die Schlachtschiffe des deutschen Fernsehens, ARD und ZDF, raus. Und auch die privaten enfants terribles konnten nicht immer herhalten – schon gar nicht wenn man Kind ist. Mir war schon als 10-Jähriger egal, ob Andreas Türk investigativ ermitteln kann, wer denn nun der leibliche Vater von Justin-Leroy ist.

Eine Abhilfe bot da die deutsche Version von Nickelodeon (gemeint ist hier die Epoche 1995 – 1998, nicht das uninspirierte aktuelle Angebot.) Ein Sender für Kinder, Jugendliche und Junggebliebene. Am laufenden Band Zeichentrickfilme und Serien, die meine Sprache gesprochen haben. Die Liste des herausragenden Programmes ist lang und nahezu jeder Punkt dessen wäre es wert, speziell beleuchtet zu werden – Rockos modernes Leben, Pete & Pete, Aaahhh! Monster, Clarissa und und und Goldstücke der Fernsehunterhaltung.

Doch eine Sendung blieb bei mir speziell sowohl im Gedächtnis als auch im Herzen hängen: Die Ren & Stimpy-Show. Eine Wohngemeinschaft aus cholerischem Chihuahua (Ren Hoëk) und infantilem Kater (Stimpson J. Katzwinkel), deren Wohnort immer wechselte. Dieser Cartoon sprühte vor Irrsinn und Kreativität. Ich lachte Tränen und auch heute noch bekomm ich feuchte Augen, wenn ich in den Kosmos des Wahnsinns eintauche, den Michael Kricfalusi geschaffen hat. In kleineren Episoden erlebt der Zuschauer den alltäglichen Müßiggang eines geschundenen Hundes aus der arbeitenden Mittelschicht. Sein einfach gestrickter Kumpel Stimpy bietet dazu den albernen Kontrapunkt, was bei Ren nicht immer gut ankommt. Daneben zieren die Auswüchse der Phantasie die Heldengeschichten der beiden. Wenn der Pulvertoastmann rückwärts zum nächsten Einsatzort fliegt, Anthonys Dad am Wohnzimmerkamin Funny Games-eske Bedrohung entwickelt, Stimpy in den eigenen Bauchnabel fällt, wenn gedämpfte Schweinebäckchen von patroulierenden Pavianen bewacht werden, Ren im Weltraum Kernseife mit Genuss verzehrt oder Gold im Kopf von Lincolns Statue versteckt ist, dann weiß man, das mit dieser Serie eine Fundgrube des besonderen Humors wartet.

Die Ren & Stimpy Show ist eigentlich nichts für Kinder und hat meine Kindheit dennoch bereichert. Jeder hat früher oder später eine solche Inspiration für den eigenen Wahnsinn gefunden. Meine war die Wohngemeinschaft „Hoëk und Katzwinkel“ und lehrte mich einen sehr speziellen Humor.

Und natürlich, dass man Zirkusliliputaner immer meiden sollte.

 

Hinweis: Aus urheberrechtlichen Gründen können wir keine Ausschnitte der Serie hier anhängen, aber findige Internetnutzer wissen sich bestimmt selber zu helfen ;)

Ahoiii!

von Dave

Wer ihn kennt, weiß jetzt schon wer gemeint ist.

Der kleine Maulwurf aus Tschechien aka Krtek ist nicht sehr wortgewandt, grüßt aber immer freundlich mit einem süßen „Ahoi“!

Wer regelmäßig die Sendung mit der Maus schaut, kennt vielleicht sogar einige Folgen des kleinen Wühlers. In den kurzen Episoden meistert er oft ganz normale Dinge aus dem Leben des modernen Maulwurfs. Er nimmt Schallplatten auf, fährt Auto, bäckt Kuchen, gießt Blumen oder versucht den Wald vor bösen Baggern zu retten. Kinder können von ihm also einiges lernen. Vor allem, dass Gutmütigkeit und Hilfsbereitschaft wichtige Tugenden im Umgang mit anderen sind. Aber auch Erwachsene kommen nicht zu kurz. Werdende Eltern zum Beispiel. Sie werden in der Episode „Die Geburt“ sehen, dass alles halb so wild ist.

Wer nun Lust bekommen hat, den kleinen Maulwurf lachen zu hören, kann sich alle Episoden des kleinen Maulwurfs auf DVD besorgen oder sogar in manchen Kinos zu Gemüte führen.

Meist ist dann die Welt für einen kurzen Augenblick in Ordnung.

Mauli

 

Über Konstanten, GIGAnten und Bohnen

von Ben

Egal in welchem Jahr oder Jahrzehnt man geboren wurde, es existieren für viele Menschen gewisse Konstanten im Leben, die den Alltag lange Zeit begleiten. Der Unterschied zu nostalgiegeschwängerten Erinnerungen an Dinge unserer Jugend, wie in meinem Fall die Ninja Hero Turtles oder Marty McFly, spielen diese Wegbegleiter auch in der Gegenwart immer eine parallele Rolle. Oft ist man sich dessen nicht bewusst und realisiert vor allem deren emotionale Bedeutung erst dann, wenn sie wegfallen oder sich verändern.

In meinem Fall waren das die Jungs der Show GIGA, die ich im zarten Alter von 13 Jahren entdeckte. Ein Format, das 1998 im Kabel auf NBC Europe an den Start ging und seiner Zeit sichtlich voraus war. Als Web2.0 nur ein Gedanke auf den Wunschzetteln eingefleischter Internetnutzer war und Mark Zuckerberg vorrangig Weiberrating im Kopf hatte, präsentierte eine Gruppe von Netzreportern jeden Tag von 15 – 20 Uhr (später mit dem zusätzlichen Format GIGA Games von 22 – 0 Uhr) das, was für die meisten heutzutage zum Alltag gehört. Neues aus den ominösen Wirrungen des Internets – zusammen mit der digitalen Zuschauerbeteiligung galten die Experten dieser Sendung als Pioniere der öffentlich zugänglichen Internetbewegung. Man hatte seine neue Nische und zelebrierte diese. Diesem, ins Rollen gebrachten, Stein wollte ich natürlich hinterher sprinten und so kam es, dass mich meine erste Verbindung zum Internet auf die Landingpage von GIGA schwemmte.

Im Laufe der Zeit wurde am Konzept dieser Livesendung immer wieder gedoktert, was sowohl zu empfangs-, sowie programmtechnischen Änderungen führte, letzten Endes aber Schritt für Schritt den scheinbaren Tod meines täglichen Wegbegleiters einleitete. Die Aufbruchsstimmung in den Köpfen der Beteiligten setzte der Wegfall ihrer Sendeplattform jedoch keinen Riegel vor und so trieben Netzreporter, wie Simon Krätschmer und später auch Etienne Gardé an neue Ufer des Fernsehens. Sie repräsentierten meine Lieblingssparte von GIGA, die Videospiele, mit neuen gestalterischen Freiheiten wöchentlich auf MTV – Game One war geboren. Heimlich und leise entwickelte sich die halbstündige Videogameshow parallel zu meinen ersten Jahren als Student zu einem Sicherheitsnetz derer, die mich Jahre zuvor fast täglich in der Phase meiner Pubertät mit Wissen über moderne Medien versorgten. Man freute sich einfach, immer wieder Lebenszeichen dieser Menschen beobachten zu können. Acht Jahre sendeten sie die Rauchzeichen dieser merkwürdigen Verbundenheit, doch auch diese Phase fand mit dem Abschluss des Jahres 2014 ihr Ende.

Mittlerweile befinde ich mich selbst auf der Zielgeraden meiner studentischen Karriere. Die Homepage von Game One glotzt einen wie das trübe Auge eines vergessenen Riesen aus vergangenen Tagen an. Die Welt hat sich weitergedreht. Doch mit ihr auch die verschworene Fernsehgemeinschaft meiner Jugendtage.
Mit Rocket Beans, der Produktionsfirma all derer, die zum großen Teil für Game One verantwortlich waren, wird der nächste Schritt dieser Entwicklung eingeleitet. Sie streamen nun mit Rocket Beans TV 24/7 die Auswüchse ihrer Kreativität auf die Bildschirme unserer Rechner. Sowohl vorproduzierte Shows, als auch Live-Slots, präsentieren der Community die Inhalte, die sie in dieser aufbereiteten Form vergeblich suchen. Let’s plays, Diskussionsrunden, Livetalk, Filmreviews, Fernsehempfehlungen, Live-Battles mit der Community und mehr bieten die Bohnen rund um die Uhr online an. Das Ganze in kompletter Eigenregie und am Rande der Finanzierbarkeit. Die Presse drückt dem Format die Fahne der Innovation in die Hand, jedoch komm ich nicht drum herum, einen Hauch GIGA über meinen Monitor wehen zu sehen, wenn ich mich live einklinke.

Der Grund, weshalb dieser wortreiche Ausflug in die Entwicklung meiner Wegbegleiter in unserer Reis+ Kategorie Was uns inspiriert auftaucht, trieb vielleicht beim Lesen langsam an die Oberfläche der Erkenntnis. Nicht nur der emotionale Wert dieser Konstante meines Lebens ist dabei von Bedeutung. Schon als 13-Jähriger habe ich die Netzreporter von GIGA um ihren Job beneidet. Sie gingen einer besonderen und – zu diesem Zeitpunkt für viele noch nicht zugänglichen – Leidenschaft nach, verdienten sich dabei keine goldene Nase, aber das war auch zweitrangig. Aufgewachsen mit der naiven Vorstellung, nur im Leben etwas zu erreichen, wenn sich das Bankkonto kumulativ füllt, hat einen Jahre später die Einsicht eingeholt, dass es doch vielmehr darum geht, seine Interessen ins Berufsleben einfließen zu lassen. Auch wenn das bedeutet, finanzielle Abstriche machen zu müssen. Seit 15 Jahren leben mir das die Jungs von Rocket Beans vor, doch erst seit kurzem kann ich es einordnen und stelle fest, das diese Philosophie auch für mich Sinn macht.

Und das ist Inspiration in Reinform.

Sternweh

von Martin

Furcht ist immer da – die Furcht vor Neuem, Fremden oder dem schier Unglaublichen.
Vieles was heute Teil des Alltags ist, begann einst als bedrohliches Geheimnis.
Brennendes Licht? Runde Planeten? Fliegendes Metall? Ohne uns! Der Mensch hat sich schon immer gegen das gesträubt, was er nicht kannte, wären da nicht Einige gewesen, die sich tapfer – teilweise todesmutig – dieser Angst gestellt hätten.
Der Mensch fliegt, Feuer gibt es mittlerweile für die Hosentasche und die Ersten umrunden die Welt schon mit dem Segway. Furcht ist relativ.

Wo wären wir, hätte die Menschheit immer den Schwanz eingezogen und sich nicht getraut, ein oder zwei neugierige Blicke hinter den Schleier der Ungewissheit zu werfen?
Heutzutage liegt das Unbekannte in der Weiterentwicklung – alles dreht sich darum, bestehende Probleme mit komplexer werdenden Technologien zu beheben, offene Fragen in Fachkreisen zu diskutieren. Kaum etwas ist wirklich überhaupt gar nicht erforscht worden oder sogar gänzlich unbekannt.

Wäre da nicht noch eines der letzten großen, offensichtlichen Mysterien der Menschheit: Das Universum.

Ein jedes Kind auf der Welt ist sich der Existenz des Himmels und der Sterne bewusst. Insofern man abends dem Sandmann ein Schnippchen schlägt und sich die Augen zugehalten hat, muss man ja nur einfach mal nach oben schauen.
Dennoch lachen uns jede Nacht aufs Neue Abermillionen Geheimnisse Lichtjahre weit entfernt aus, in dem Wissen, wahrscheinlich niemals von uns gelöst zu werden. Sicher – NASA, ESA, JAXA, AEXA, INPE, UKSA und wie sie alle heißen, machen ihre Sache gut: täglich werden Planeten als Asteroiden deklariert und Raumsonden in 6,4 Milliarden Kilometern Entfernung auf Kometen gelandet – alles große Fortschritte in der Weltraumforschung. Doch da ist mehr. Etwas wirklich Großes, etwas Faszinierendes.

Meine erste Begegnung mit dem Weltall hatte ich an meinem sechsten Geburtstag. Space Jam war gerade in den Kinos angelaufen und es gab absolut nichts, das für mich und meine Kindergartenfreunde noch mehr „Knorke“ war, als Bugs Bunny und Michael Jordan beim Basketballspielen. Warum das jetzt irgendwas mit Space hieß, wusste niemand so genau geschweige denn, was das überhaupt bedeutet.
Als dann aber die kleinen fiesen Aliens auf die Bildfläche traten und all die coolen Jungs versklaven wollten, war Schluss mit lustig.
Irgendwann später verstand ich dann was Space ist, was der Raum ist und ich wurde mir bewusst, dass da oben mehr sein konnte als Kugeln aus Gas, die in Milliarden Kilometer Entfernung verglühen.

Eine neue Faszination stieg in mir auf. Ich war kein Kind mit dem Berufswunsch Astronaut und auch meine Sammlung der Star Wars Actionfiguren war nicht so ansehnlich, wie die des ein oder anderen Klassenkameraden, allerdings konnte ich nicht umhin jedes Mal einen neuen Begeisterungsschub zu spüren, wenn das Universum zur Sprache kam.
Inzwischen bin ich Student, Medientechnik. Das ist ja mal sehr bodenständig. Trotzdem blieb Zeit für einen Kurs „Der Mensch im Universum voller Sterne“. Großartig. Und da war sie wieder – die Faszination. Dieter Kronzucker, Ranga Yogeshwar, dem Bildungsfernsehen und meiner unstillbaren Gier nach Medienkonsum sei Dank. Meine Leidenschaft für Film und Fernsehen und mein Dasein als Science-Fanboy fanden nun endlich zusammen.

Das wirklich Schöne an Filmen ist, dass sie einen dazu einladen, zu fantasieren, sich die absurdesten Geschichten auszudenken, die verrücktesten Charaktere und die unwahrscheinlichsten Möglichkeiten. Da kommt das Weltall als Schauplatz gerade recht. Denn wer sagt mir, dass nicht genau das was ich mir soeben ausgedacht habe nicht irgendwo da draußen wirklich passiert?
Und hier kommen sie, die großen Science-Fiction Abenteuer unserer Zeit. Raumschiffe, Roboter, Aliens, neue Welten, unglaubliche Geschwindigkeiten, Schicksale die sich erfüllen, weit weit weg von der uns bekannten Welt.
Kaum ein Genre bietet so viel Spielraum für Drehbuchautoren, Animateure, Sounddesigner, Kameramänner, Maskenbildner, Set-Dekorateure und jede andere kreative Position einer Produktion.
Weil Weltraum auch vor allem eines bedeutet: Freiraum. Alleine die Tatsache, dass so vieles unentdeckt ist, lässt Möglichkeiten entstehen, die hier auf der Erde nicht im Ansatz denkbar wären. Wie ein echtes Laserschwert klingen würde weiß kein Mensch. Wie sieht kosmische Äther-Strahlung aus? Freiwillige vor! Niemand? Na dann machen wir es eben so, wie wir uns das vorstellen!
Und genau das begeistert die Zuschauer – zu sehen was möglich wäre und sich mitreißen zu lassen in eine fremde Welt.

Ich möchte an dieser Stelle die Aufmerksamkeit auf einen Videoclip von Max Shishkin lenken, der mich in der letzten Zeit sehr begeistert hat und ein Gefühl von dem vermittelt, warum es solche Enthusiasten wie mich gibt. Ein sogenannter Supercut aus 50 Jahren Science-Fiction Filmgeschichte.
Gewaltige Bilder, schnelle Schnitte, epische Musik und dazu ein Anthony Hopkins, der Dylan Thomas’ poetisches Gesuch an seinen sterbenden Vater rezitiert, sich nicht einfach der Dunkelheit des Todes hinzugeben.
Auf dass er furchtlos dem entgegentrete, was auch immer da kommen mag, was auch immer in der Ferne wartet und was immer die Zukunft bringt. Zu kämpfen und die Angst zu besiegen. Rage, rage against the dying of the light…