von Ben
Mit dem Release von Fallout 4 wurde mir eine Sache bewußt: mit jedem Gramm an Antriebslosigkeit im Alltag kommt ein Zentner explorative Motivation innerhalb der digitalen Welt der Computerspiele. Und damit ein ebenso schwergewichtiges Problem: Expansion.
In der ART-Theorie wird besagt, dass sich unsere Galaxie bis zu einem gewissen Umfang erweitert, um an Ende wieder zurückzudriften. Die Welt der Videospiele macht dabei eine ähnliche Genese durch. Waren es anfänglich zwei Striche und ein Punkt, so zaubert die Rechenkraft aktueller Konsolen manifighaltige Landschaften und Ideen auf die nicht mehr ganz so matte Scheibe. Jedes Objekt kann manipuliert werden, jeder Bewohner angesprochen oder Haus erkundet werden. Um die Exploration mit Inhalt zu bestücken, erhält der Spieler dazu reichhaltige Aufgaben, die es zu erledigen gilt. Das Dilemma dabei: in Abhängigkeit von der Natur des Spielers nimmt diese Bewältigung mittlerweile überhand. Ist man ein Spieler wie ich, so will man alles mitnehmen. Zeigt der Missionspfeil nach links, schaut man nach rechts, in der Gefahr, auch nur ein Scheibchen dieser Welt zu verpassen. Auch wenn die Kisten nur Schrott enthalten – ich muss sie öffnen. Das Prinzip der Entwickler baut dabei auf simpelster Lernpsychologie: zufällig werden seltene Objekte platziert, die die Suche nach Stunden dann doch belohnen. Der Effekt ist die Sucht, die sich auch bei Glücksspieler wiederfinden lässt: die Wahrscheinlichkeit, dass jeder Handgriff, jeder Blick hinter die Fassaden des Offensichtlichen am Ende doch belohnt werden könnten, lässt uns die Steine mit äußerster Ausdauer umdrehen.
Und so kommt es, dass ich vor einem Dilemma stehe. Fallout 4 liefert in seiner postapokalyptischen Welt so viele Trümmer, dass meine Sucht nach der Suche nicht versiegt. Das Blöde bei sogenannten RPGs (RoleplayGames) ist, dass sie für ihr Preis tatsächlich abliefern. Da bleibt der Müll der Wirklichkeit wie der Turm zu Babel liegen, um seine Hütte im Videospiel weiter aufzubauen und sauber zu halten.
Wenn sich diese präzise Ausdauer auf die Realität übertragen ließe, wäre ich sehr dankbar. In der Zwischenzeit, wende ich digitale Steine.
Einen guten Rutsch und bis 2016!