Work On Spec

von Dominic

Aktuell ist ein Trend in der Medienbranche zugegen, in der besonders freie Mitarbeiter nicht direkt den Auftrag bekommen, sondern entweder für kleines Geld eine erste Arbeit als Referenz abliefern, oder gar die ersten Entwürfe ohne Bezahlung anfertigen sollen. Der Kunde begründet seine Entscheidung meist so, dass ihm die Gestaltung eventuell gar nicht gefallen würde und er das Risiko nicht eingehen möchte. Darum möchte er bevor er den Auftrag (inklusive Vertrag) erteilt erste Entwürfe sehen. Danach entscheidet er, ob er Geld für das Design in die Hand nimmt. Das man hierbei das Demoreel, oder andere Arbeitsproben sehen möchte, kann ich ja noch nachvollziehen. Von Bekannten freien Mediengestaltern höre ich jedoch oft, dass besonders im Bereich Design, oder Animation schon ein beinahe fertiges Produkt, oder eine Vielzahl von Entwürfen verlangt werden, bevor man den eigentlich Job erhält. Oder halt 40 Stunden gearbeitet hat, nur um dann zu hören, dass man den Job nicht erhalten wird…

Die kanadische Werbeagentur Zulu Alpha Kilo (deren Webseite schon allein einen Besuch wert ist) hat diese Problematik vor kurzem in einem Video thematisiert:

Meiner Meinung nach zeigt dieses Video wunderbar, wo wir als Arbeitende in der Medienbranche, stehen sollten. Wir sind professionelle Mediengestalter, keine Studenten mehr, die noch in der Ausbildung stecken, und auch keine Menschen, für die das Gestalten von Medieninhalten nur ein Hobby und eine Freizeitbeschäftigung ist. Wir sollten uns als Profis verstehen, die auch dementsprechend bezahlt werden sollten.

Sicherlich muss man besonders am Anfang seiner Karriere auch Jobs annehmen, die weniger gut bezahlt sind, dies sollte jedoch auch so kommuniziert werden, sodass bei Folgeaufträgen auch ein angemessener Stundensatz gezahlt wird und man “nicht wieder für eine Kiste Bier” das Hochzeitsvideo des Bekannten produziert. Viel besser als mit dieser Grafik kann man das Problem nicht beschreiben, denke ich:

exposure

Time to respawn

von Dominic

17 Jahre ist es nun her, dass Spawn (Regie: Mark A.Z. Dippé) in die Kinos kam. Die Fangemeinde der gleichnamigen Comics von Todd McFarlane war gespannt, wurde jedoch damals größtenteils enttäuscht. Besonders schwache Dramaturgie, eine uninspirierte Erzählform und ein zu exzessiver VFX- und Special Effects-Gebrauch zwang die Kritiker dazu nur mittelmäßige bis niederschmetternde Bewertungen zu schreiben – zu wenig für einen Film mit großer Fanbase, noch viel größeren Erwartungen und einem Budget von nahezu 40 Millionen Dollar.

Michael Paris zeigt uns in diesem Jahr wie es besser laufen kann. Der französische Filmemacher erschuf zusammen mit nur einer handvoll Freunde und einem Budget von lächerlichen 60 US Dollar (für Catering, Kostüme und Maske) einen achtminütigen Kurzfilm.
Nach eigener Aussage wollte er dabei niemals Profit machen, oder groß rauskommen. Sein Werk, das den Namen Spawn: The Recall trägt, entstand ausschließlich aus Liebe zu McFarlanes Comics und wird oft als Fan made Film bezeichnet. Dabei ist dieser Kurfilm viel mehr.

Spawn: the Recall ist die Geschichte einer ehemaligen Hexe und ihrem Sohn, welche versuchen ein Leben weit weg von Magie und der Dunkelheit zu leben. Während die Beiden im Supermarkt einkaufen sind, verschwindet plötzlich ihr Sohn. Sie merkt jedoch schon schnell, dass hier dunkle Mächte am Werk sind…
Spawn: The Recall stellt dabei einen sehr atmosphärischen Kurzfilm dar, dem man von Anfang an anmerkt, dass viel Herzblut und Leidenschaft in diesen Film geflossen sind. Besonders die Hingabe zum Sounddesign und den visuellen Effekten verdient es, dass man den Hut vor diesem Werk zieht.

Vorallem, wenn man sich die Tatsache vor Augen hält, dass der gesamte Film auf einem einzigen Computer entstanden ist, mit einer Prosumer Kamera (Sony EX3) und einer DSLR als B-Kamera (Canon 60D) produziert wurde und keinerlei Budget für weitere Technik vorhanden war.

So verwundert einen die Produktionszeit wenig: Knapp vier Drehtage stehen zwei Jahren Postproduktion gegenüber.
Michael Paris sagt selbst, dass er all die Arbeiten an seinem Kurfilm in seiner Freizeit neben dem Beruf abgeliefert hat und von vornherein ein großer Lernprozess über dem gesamten Projekt stand.
Weder die Flüssigkeits- noch die Rauchanimationen waren Dinge, die er jemals zuvor umgesetzt hatte.
Dennoch kann man am Ende dieses Kurfilmes nur applaudieren. Michael Paris schafft wovon jeder kleine und junge Filmemacher träumt: Ein Kurfilm voller Leidenschaft, der qualitativ zwar nicht an die großen Hollywood Produktionen heran kommt, aber zeigt, dass heutzutage auch der kleine Filmschaffende mitreißende Werke produzieren kann.

Am Ende bleibt nur die Frage offen, was wäre passiert, wenn man Michael Paris 40 Millionen Dollar in die Hand gedrückt hätte.